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Zahnstatus in der Schweizer Bevölkerung: Karies- und Parodontalrisiko im höheren Lebensalter

Schweiz. Gesellschaft für Parodontologie SSP

Schweiz. Gesellschaft für Parodontologie SSP

Mo. 22 Dezember 2025

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Bern – Die im Kanton Bern durchgeführte Querschnittsstudie von Borg-Bartolo et al. untersuchte 275 Erwachsene ab 45 Jahren, um einen aktuellen Überblick über den oralen Gesundheitszustand dieser Bevölkerungsgruppe zu gewinnen. Erhoben wurden sowohl klinische Parameter, darunter Karies nach ICDAS, Parodontalstatus mittels PSI, Approximal-Plaque-Index und Zahnesatzstatus als auch Daten zum allgemeinen Gesundheitszustand, zu Lebensstilfaktoren und zur Mundhygiene.

Die Befragten berichteten überwiegend positive Mundhygienegewohnheiten: 86 Prozent putzten mindestens zweimal täglich die Zähne, und knapp 80 Prozent gaben an, regelmässig zahnärztliche Kontrollen wahrzunehmen. Dennoch zeigte sich bei rund einem Drittel ein Approximal-Plaque-Index von über 50 Prozent. Dieser Befund unterstreicht die bekannte
Diskrepanz zwischen subjektiv wahrgenommener und objektiv gemessener Plaquekontrolle und bestätigt die Notwendigkeit intensiverer Instruktion und Überwachung der Interdentalreinigung – insbesondere bei älteren Patienten.

Besonders hervorzuheben ist der deutliche Zusammenhang zwischen höherem Alter und dem Auftreten aktiver Karies sowie parodontaler Erkrankungen. Personen ab 65 Jahren wiesen ein signifikant erhöhtes Risiko für ICDAS-4–6-Läsionen oder PSI-3–4-Befunde auf. Dieses Risiko blieb auch in der Gruppe der über 75-Jährigen auf erhöhtem Niveau. Ein weiterer starker Prädiktor war Gingivalblutung, die als klinisches Warnsignal für ein mehr als dreifach erhöhtes Risiko für Karies oder Parodontitis identifiziert wurde.

Für Zahnärzte ergibt sich daraus ein klarer Handlungsauftrag: Prävention im höheren Lebensalter muss konsequent, strukturiert und individualisiert erfolgen. Dazu gehören ein engmaschiges Recall-System, regelmässige professionelle Zahnreinigungen, gezielte Schulung zur Interdentalpflege und eine frühzeitige Erkennung von Blutungszeichen. Die Studie zeigt deutlich, dass gute Mundhygieneangaben alleine keinen zuverlässigen Schutz vor oralen Erkrankungen darstellen. Entscheidend sind kontinuierliche Betreuung, objektive Befunde und patientenangepasste Präventionsstrategien.

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