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Dunkle Materie in der Mundhöhle

Forscher fanden kürzlich eine neue dunkle Materie in der Mundhöhle. © kasto - Fotolia.com
Dr. Thomas Richter, Quelle: ZWP online

Dr. Thomas Richter, Quelle: ZWP online

Do. 24 Juli 2014

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COLUMBUS, USA – Über 60 Prozent der Bakterien der menschlichen Mundhöhle lassen sich nicht unter Laborbedingungen kultivieren. Die daraus resultierenden Hindernisse bei der Untersuchung, Klassifizierung und Benennung dieser Bakterien führten zur Bezeichnung als „biologische dunkle Materie“, in Analogie zur kaum nachweisbaren dunklen Materie des Universums. Das Human Microbiome Project der Ohio State University konnte vor Kurzem Fortschritte bei der Entschlüsselung des Genoms einiger dieser Zellen erzielen.

Die Forscher um Clifford Beall konnten DNA-Fragmente aus zwölf einzelnen Zellen des Bakteriums Tannerella BU063 zu einem vollständigen Bakteriengenom zusammensetzen. Das Vorgehen könnte beispielgebend für die Sequenzierung anderer Genome der Mundbakterien sein.

Die Untersuchungen beschränken sich jedoch nicht nur auf die Entschlüsselung des Genoms, sondern bringen auch neue Erkenntnisse in Hinblick auf die Entstehung von Entzündungen in der Mundhöhle. Beim Vergleich des Genoms von BU063 mit anderen, bekannten Bakteriengenomen wurde eine grosse Ähnlichkeit mit dem Bakterium Tannerella forsythia, das mit der Entstehung von Parodontitis in Verbindung steht. Die genetische Verwandtschaft von T. forsythia zu BU063 ist grösser, als zu jedem anderen Bakterium, es bestehen allerdings auch einige Unterschiede. Einige Gene, die in T. forsythia, jedoch nicht in BU063 vorhanden sind, stehen unter Verdacht, die krankheitserregenden Eigenschaften auszulösen, die BU063 nicht aufweist.

Weitere Entdeckungen im Rahmen des Human Microbiome Project wurden kürzlich an der Brown University von einem Forscherteam um Gary Borisy gemacht. Hierbei wurden ribosomale 16S-RNAs von bakteriellen Proben sequenziert und die Sequenzen ähnlich wie ein Barcode zur Unterscheidung und Identifikation der einzelnen Bakterienstämme genutzt. Durch die Unterscheidung anhand der 16S-rRNA konnte eine hohe Vielfalt an Bakterien in den untersuchten Populationen bestätigt und für die ausführliche Klassifizierung zugänglich gemacht werden.

In Verbindung mit weiteren Untersuchungen könnte die Entschlüsselung der „biologischen dunklen Materie“ eine grosse Bedeutung für die Aufklärung von Mundkrankheiten haben, die durch bakterielle Erreger verursacht werden.

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