ZÜRICH - Leistungserbringer sind verpflichtet Patienten eine detaillierte Rechnung zu schicken, aber einige Schweizer erhalten gar keine. Betrachtet man das Ergebnis einer aktuellen Umfrage bezüglich Erhalt, Kontrolle und Verständlichkeit der Arztrechnungen, schneiden die Zahnärzte deutlich besser ab als andere Ärzte. Hier haben 90 Prozent der Befragten, die im letzten Jahr mindestens einmal beim Zahnarzt waren, eine Rechnung erhalten und davon sogar 51 Prozent diese auch tatsächlich verstanden.
Elf Prozent der Schweizer, die in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal bei einem Arzt waren, haben nie eine Rechnung erhalten. Das ist ein weitverbreiteter Verstoss gegen das Krankenversicherungsgesetz (KVG): Entgegen dem Gesetz können die Patienten so nicht kontrollieren, ob die verrechneten Leistungen tatsächlich erbracht wurden. Dabei sind die Patienten sehr wohl bereit, die Arztrechnungen zu kontrollieren. Mit der Verständlichkeit der Rechnungen hapert es allerdings noch gewaltig. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage, die der Internet-Vergleichsdienst comparis.ch in Zusammenarbeit mit dem Konsumentenforum kf und der Stiftung SPO Patientenschutz durchgeführt hat.
Das KVG besagt: Die Leistungserbringer – also zum Beispiel Zahnärzte, Ärzte und Spitäler – müssen dem Patienten eine detaillierte und verständliche Rechnung zustellen, oder, falls sie direkt mit den Krankenkassen abrechnen, eine Kopie davon (Art. 42 KVG). Der Sinn dahinter: Die Prämienzahler sollen ihre Selbstverantwortung wahrnehmen und kontrollieren können, ob die Leistungen, die ihnen oder ihrer Krankenkasse in Rechnung gestellt werden, während der Behandlung auch tatsächlich erbracht wurden.
In einem zweiten Schritt überprüfen die Krankenkassen, ob die Leistungen kassenpflichtig sind. Auch das Konsumentenforum kf moniert diese Situation. „Dass so viele Prämienzahler keine Arztrechnung erhalten, ist angesichts der hohen Gesundheitskosten völlig inakzeptabel“, sagt Michel Rudin, Geschäftsführer des Konsumentenforums kf. Er betont, wie wichtig die Eigenverantwortung ist: „Das Gesundheitswesen braucht Konsumenten, die gut informiert sind und mit wachem Sinn durch den Alltag gehen.“ Denn die Bereitschaft, Rechnungen zu kontrollieren, wäre durchaus vorhanden. Für 84 Prozent der Befragten ist es „sehr“ oder „eher wichtig“, dass sie die Rechnung bekommen. Die Mehrheit derer, die eine Rechnung erhalten haben, hat diese dann auch kontrolliert (55 Prozent).
Allerdings werden die Erwartungen der Prämienzahler rasch getrübt, denn häufig können die Patienten wenig anfangen mit all dem Kleingedruckten auf der Arztrechnung. Gerade einmal ein Drittel der Personen (31 Prozent), die nach mindestens einem Arztbesuch in den letzten zwölf Monaten eine Rechnung erhalten haben, konnten alles gut nachvollziehen. 55 Prozent dagegen konnten kaum etwas, nur wenig oder nur das Wichtigste nachvollziehen. Mit anderen Worten: Wenn eine Arztrechnung eintrifft, dann kann sie eine Mehrheit der Patienten gar nicht vollständig verstehen. „Solange die Arztrechnungen derart unverständlich sind, ist eine vernünftige Kontrolle unmöglich“, sagt Felix Schneuwly von comparis.ch.
Bloss 74 Prozent der Patienten haben von ihrem Arzt nach jedem Besuch in den letzten zwölf Monaten eine Rechnung oder eine Kopie erhalten. 55 Prozent von ihnen haben die Rechnung kontrolliert und 31 haben alles gut nachvollziehen können. Bei den Zahnärzten sind diese Anteile deutlich höher. Verrechnet dagegen haben sowohl die Ärzte als auch die Zahnärzte die Leistungen für 100 Prozent der Patienten. (Quelle: comparis.ch)
Dass Selbstverantwortung und Mitwirkung der Patienten durchaus funktionieren können, zeigt das Beispiel der Zahnärzte. 90 Prozent der Befragten, die im letzten Jahr mindestens einmal beim Zahnarzt waren, haben eine Rechnung erhalten. Das sind deutlich mehr als bei den Arztbesuchen. Kontrolliert wurden diese Rechnungen daraufhin von 69 Prozent – auch das ist wesentlich mehr als bei den Ärzten. Die meisten Patienten können auch alle Angaben gut nachvollziehen, und zwar 51 Prozent. Dieser Anteil ist deutlich grösser als bei Arztrechnungen. Zahnarztrechnungen gehen in den meisten Fällen voll zulasten des Patienten, die Grundversicherung übernimmt diese Kosten nicht. „Der Vergleich von Ärzten mit Zahnärzten zeigt: Wer alles zahlen muss, hat auch eher das Bedürfnis, die Rechnung zu kontrollieren. Die Zahnärzte reagieren darauf mit einer besseren Qualität ihrer Rechnungen“, sagt Felix Schneuwly.
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