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Keramik-ummanteltes Zahnimplantat vorgestellt

Bisher haben sich Zahnimplantate aus Titan und seit einigen Jahren zunehmend auch aus Keramik im Praxisalltag bewährt. © Drobot Dean – stock.adobe.com
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Di. 11 Juli 2017

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KÖLN – Trotz einer sehr guten Erfolgsquote beim erfahrenen MKG-Chirurgen weisen in erster Linie die reinen Keramikimplantate Schwachstellen auf, da diese mitunter bruchgefährdet sind. Nun wurde erstmal ein Keramik-ummanteltes Zahnimplantat vorgestellt.

Bisher haben sich Zahnimplantate aus Titan und seit einigen Jahren zunehmend auch aus Keramik im Praxisalltag bewährt. Trotz einer sehr guten Erfolgsquote beim erfahrenen MKG-Chirurgen weisen in erster Linie die reinen Keramikimplantate Schwachstellen auf, da diese mitunter bruchgefährdet sind. Bei den etablierten Titanimplantaten sind (seltene) Unverträglichkeitsreaktionen möglich. Auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse wird versucht, die Vorteile beider Materialien zu nutzen und in Form eines Keramik-ummantelten Zahnimplantats umzusetzen, das die biomechanischen und biokompatiblen Vorzüge vereint. Die Details wurden jetzt auf der Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) anlässlich des 67. Jahreskongresses in Köln/Bonn vorgestellt.

Seltene Unverträglichkeitsreaktionen bei Titanimplantaten: Mögliche Ursachen Titanimplantate sind nach wie vor der Goldstandard und haben sich seit Jahrzehnten bestens bewährt. Dennoch kommt es in seltenen Fällen zu Unverträglichkeitsreaktionen, die unter anderem durch Titankontamination im Gewebe verursacht sein können. Klinischen und experimentellen Studien zufolge kann diese mögliche Titanionenanreicherung im Gewebe bereits beim Einbringen der Implantate oder später während der Belastungsphase entstehen. Leiden Patienten bereits an Periimplantitis, einer Entzündung des Implantatbetts, begünstigt das die Ionenfreisetzung. Studien lassen schlussfolgern, dass bereits bei physiologischem ph-Wert eine geringe Korrosion und damit Ionenabgabe des Titanmaterials vorliegt, die sich im sauren Milieu (z. B. bei Periimplantitis) erheblich verstärkt.

Immunohistochemische Untersuchungen legen nah, dass Titanionen im Gewebe möglicherweise zu einer erhöhten Rate entzündlicher Prozesse führen könnten. Auch wenn derartige Unverträglichkeitsreaktionen äußerst selten vorkommen, sah sich die Wissenschaft und Forschung herausgefordert, auch hierfür eine Lösung zu finden. Eine zukunftsweisende Innovation scheint aktuell mit keramischen Spezialbeschichtungen der Titanimplantate gelungen.

Verschleißfest versiegelt: Keramik-Mantel schützt vor Korrosion

Innovatives Keramik-Coating erlaubt es, Titanimplantate mit einer hauchdünnen (2-5μm starken) Schicht aus Zirkonoxid oder Nioboxid zu versehen. Studienergebnisse des DGMKG-PK Referenten Prof. Nickenig zeigen, dass durch Keramik-Coating von Titan ein verlässlicher Schutz hinsichtlich mechanischem Abrieb und Korrosion vorliegt. Bei der Keramikummantelung handelt es sich um eine hochfeste Hoch-Vakuum-Beschichtung (PVD), bei der es zu einer Keramikionen-Implantation in die Titanoberfläche kommt und somit ein verschleißfester Korrosionsschutz gewährleitet ist. Dieses Verfahren wird bereits seit vielen Jahren in anderen medizinischen Technologiebereichen (z. B. Hüftoder Endoprothetik, Gefäßchirurgie, Wirbelsäulenimplantologie) mittels Cerid® erfolgreich angewandt. Mit erstaunlicher Biokompatibilität: Mittels eines anerkannten Testsystems konnte nachgewiesen werden, dass es zu einer direkten Verbindung zwischen Keramik-Coating-Material (Cerid®) und Gingivaepithelzellen kommt - einer Anheftung vergleichbar mit den Zellen beim natürlichen Zahn.

Stabil und biokompatibel: Titanimplantat plus Keramikbeschichtung

Es können im Grunde alle bewährten Titan-Implantatsysteme mit Keramik-Mantel versehen werden. Somit bleibt die biomechanische Überlegenheit des Titanimplantates weiterhin erhalten, eine Verwendung von zweiteiligen Implantaten ist ohne Einschränkung möglich. Es gelten dieselben Indikationsbereiche wie beim herkömmlichen Titanimplantat. Alles bleibt wie gehabt beim Goldstandard „Titanimplantat“, das lediglich durch eine hauchdünne Spezialbeschichtung „veredelt“ wird und damit alle denkbaren Vorteile der unterschiedlichen Materialien vereint. Durch nanoskaliertes Keramik-Coating in einer Schichtstärke von 2-3μm ist es möglich, die Oberflächenmorphologie bewährter Titanoberflächen weitestgehend beizubehalten bzw. nachzuvollziehen.

Bald 100 Prozent Erfolgsquote möglich? Fazit und Ausblick

Titan als Implantatmaterial gilt nach wie vor als der Goldstandard, Unverträglichkeitsreaktionen sind selten. Keramik-Coating erlaubt die Kombination biokompatibler Vorzüge der Keramik mit den biomechanischen Eigenschaften des des Titans. Aufgrund der nachweislich geringeren Gewebereaktion erscheint dieses Verfahren insbesondere in Hinblick auf eine Verwendung im abwehrgeschwächten Organismus vielversprechend. Als verschleißfester, biokompatibler Korrosionsschutz des Titans erscheint eine Relevanz im Rahmen der Prävention von Periimplantitis naheliegend. Aufgrund des hochfesten und lückenlosen Verbundes der Keramik ist der Einsatz von Alternativmaterialien zu Reintitan denkbar.

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