BERN – Im Jahr 2022 waren Ärztinnen und Ärzte mit einer noch nie dagewesenen Nachfrage konfrontiert.
Die Zahl der Patientinnen und Patienten stieg doppelt so stark wie in den Jahren zuvor, bei den Haus- und Kinderärzten sogar viermal so stark. Die Kosten pro Patient sind dabei stabil, aktuell leicht sinkend.
Zwei Phänomene trafen 2022 aufeinander: die hohe Nachfrage von Patientinnen und Patienten nach ärztlichem Rat sowie der seit Jahren steigende Mangel an Grundversorgerinnen und Grundversorgern. Im Vergleich zum Vorjahr suchten im Durchschnitt 6,5 Prozent mehr Personen eine Arztpraxis auf. Je nach Fachrichtung waren es sogar deutlich mehr.
Die Gründe für diese Veränderungen sind vor allem:
- Der Beratungsbedarf nimmt zu.
- Eine Veränderung des Gesundheitsbewussteins zeichnet sich ab.
- Es herrscht eine Verunsicherung bezüglich der Einschätzung von Krankheitssymptomen.
- Die Zunahme von Patientinnen und Patienten ist kein Phänomen des Jahres 2022. Der langjährige Trend wurde durch die Covid-19-Pandemie jedoch verstärkt.
- Infekte haben nach der Aufhebung des Social Distancing zugenommen.
Stabile Kosten pro Patient
Die Kosten pro Patient für ambulante Behandlungen in Arztpraxen sind im Jahr 2022 um 0,5 Prozent pro Patient gesunken. Die Anzahl der Personen, die ärztlichen Rat benötigten, ist stark gestiegen, was sich auf die Gesamtkosten auswirkt. Da es bei einer höheren Patientenanzahl keine Skaleneffekte (sinkende Kosten bei höherer Menge) gibt, verursacht jede Patientin beziehungsweise jeder Patient, ob sie oder er mit oder ohne Krankheitsdiagnose die Praxis verlässt, zusätzliche Kosten.
Einfluss der Anzahl Patienten auf die Entwicklung der Kosten pro versicherte Person
Die Anzahl der versicherten Personen nimmt seit 2017 durchschnittlich um 0,75 Prozent pro Jahr zu. Die Personen, die eine Arztpraxis aufsuchen, steigt pro Jahr im Mittel um etwa 3 Prozent. Im Jahr 2022 waren es in der Grundversorgung beispielsweise mehr als 7 Prozent. Das Wachstum der Patientinnen und Patienten übersteigt also das Wachstum der Versicherten, damit steigen auch bei stabilen Kosten pro Patient die Gesamtkosten sowie die Kosten pro versicherte Person.
Ein Grossteil der Effekte, die zur Entwicklung der Gesundheitskosten beitragen, haben eines gemein: Ärztinnen und Ärzte begegnen einer Nachfrage, die sie selbst kaum steuern können. «Eine Zunahme von patienteninduzierten Erstkontakten ist durch die Ärzteschaft kaum zu beeinflussen», betont Urs Stoffel, Mitglied des FMH-Zentralvorstandes. Die Ärzteschaft nimmt ihre medizinische Verantwortung wahr und behandelt die Patientinnen und Patienten, die ihren Rat suchen, mit medizinischer Sorgfaltspflicht bei nahezu gleichbleibenden Kosten pro Patient.
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