BERN – Stress und Arbeitsbelastung sind für Ärztinnen und Ärzte stark gestiegen. Trotzdem schätzt die Ärzteschaft die Versorgungsqualität als hoch ein. Dies zeigt eine repräsentative Befragung des Forschungsinstituts gfs.bern im Auftrag der FMH.
Während der Corona-Pandemie hat die Arbeitsbelastung der Ärzteschaft stark zugenommen und viele Ärztinnen und Ärzte haben ihr Arbeitspensum vorübergehend erhöht. Entlastung braucht es insbesondere beim administrativen Aufwand. Handlungsbedarf besteht zudem bei den teilweise erhöhten Wartezeiten, insbesondere in der Psychiatrie.
Drei Jahre Pandemie hatten einen grossen Einfluss auf das Schweizer Gesundheitswesen. Wie Ärztinnen und Ärzte davon betroffen waren, zeigt die repräsentative Befragung der Ärzteschaft des Forschungsinstituts gfs.bern im Auftrag der FMH. Wie bereits in früheren Jahren bewertet die Ärzteschaft auch im Jahr 2022 die Versorgungsqualität überwiegend als gut. Allerdings nehmen Stress und Arbeitsbelastung zu. Beispielsweise haben sich seit der ersten Befragung im Jahr 2011 vor allem bei Spitalärztinnen und Spitalärzten in der Akutsomatik Stress und Arbeitsbelastung stark erhöht. Ein ähnliches Bild zeigt sich in den Bereichen Psychiatrie und Rehabilitation. Auch die praxisambulant tätigen Ärztinnen und Ärzte haben ihr Arbeitspensum erhöht. An der aktuellen Erhebung, die von Anfang Mai bis Mitte Juni 2022 stattfand, haben insgesamt 1547 Ärztinnen und Ärzte teilgenommen.
Wartzeiten zunehmend ein Problem
Der rasche Zugang zu einer Behandlung ist ein zentraler Aspekt der Gesundheitsversorgung. Fast die Hälfte der befragten Psychiaterinnen und Psychiater sowie ein Drittel der Spitalärzteschaft in der Akutsomatik gibt an, dass die Patientinnen und Patienten im Jahr 2021 für eine typische, planbare Behandlung im Durchschnitt länger als einen Monat warten mussten. Vor allem in der Psychiatrie und in der Akutsomatik werden häufig längere Wartezeiten als vor der Pandemie beobachtet.
Administrativer Aufwand steigt
Eine hohe Belastung stellt für die Ärztinnen und Ärzte zudem der seit Jahren steigende administrative Aufwand dar. In der Rehabilitation ist der durchschnittliche Aufwand für die ärztliche Dokumentationsarbeit inzwischen auf durchschnittlich 125 Minuten pro Tag angestiegen. Ein wichtiger Grund hierfür dürfte die in diesem Jahr erfolgte Einführung des neuen Tarifsystems ST Reha in der stationären Rehabilitation sein. Gefragt nach ihrer Einstellung zur Einführung von ST Reha, äussert sich ein Viertel der Spitalärztinnen und Spitalärzte in der Rehabilitation als klar oder eher zustimmend und rund ein Viertel als klar oder eher ablehnend. Ein gutes Drittel vertritt eine neutrale Position.
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