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Ein Labor – und doch viel mehr

Glidewell Europe, Tochter von Glidewell Laboratories, dem führenden US-amerikanischen Zahntechnikdienstleister, möchte hochqualitative Produkte zu erschwinglichen Preisen nach Europa bringen. Dental Tribune Online durfte exklusiv hinter die Kulissen schauen. © Dental Tribune

Mi. 26 Oktober 2016

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FRANKFURT AM MAIN – Alles im Griff. Diesen Eindruck erweckt Stephan Domschke gleich zu Beginn unseres Besuches bei Glidewell Europe. Der neue Geschäftsführer managt seit Mai dieses Jahres in Frankfurt am Main die europäische Tochter von Glidewell Laboratories, dem führenden US-amerikanischen Zahntechnikdienstleister. Wie in Amerika möchte die Tochter hochqualitative Produkte und Leistungen zu erschwinglichen Preisen nach Europa bringen. Dental Tribune Online durfte exklusiv hinter die Kulissen der schnell wachsenden Tochter schauen.

Auf den ersten Blick unterscheidet sich Glidewell Europe kaum von einem klassischen Labor. Die einzelnen Räume sind gut aufgeteilt; es gibt einen großen Arbeitsraum, Gieß- und Keramikarbeitsflächen, zudem Räume für die CAD/CAM-Maschinen. Im klassischen Gipsraum wird immer noch von Hand geschliffen, Modelle hergestellt und eingebettet, hier ist nichts automatisiert. In der Warenlogistik sortieren Mitarbeiter alle Aufträge nach Farben, Nummern und Kisten. Der durchschnittliche Auftrag dauert damit nicht länger als fünf Tage.

Und doch entscheidet sich Glidewell Europe von klassischen Dentallaboren: So stehen dem Unternehmen mit aktuell über 60 Mitarbeitern zum Beispiel vier- bis siebenachsige CNC-Maschinen zur Verfügung, die auch über Nacht laufen. Auch eine siebenachsige Maschine für individuelle Titanabutments ist vorhanden, eine zweite Maschine wird bald aus den USA geliefert. Im Fräszentrum stehen eine große Auswahl an CAD/CAM-Blanks bereit, darunter aus PMMA, unserem weltbekannten monolithischen Zirkonoxid BruxZir, e.max, PEEK, Titan, Wachs und so weiter. Neu ist Obsidian, ein von Glidewell speziell entwickeltes Lithiumsilikatmaterial mit außergewöhnlicher Schönheit und Härte. Jeder Auftrag liegt in einer Box samt Laborzettel, auf welchen das Produkt, der Case, Zahn, die Blockgröße und die Farbe vermerkt sind. Nach Farben sortiert, notieren die Mitarbeiter genau die Auftragsdetails. Reihe für Reihe platzieren sie die Aufträge.

Im Arbeitsbereich wird vor allem gemalt und glasiert. Neben Mitarbeitern speziell für die Implantologie und Prothetik fertigen die Experten hier unter anderem einen Sportmundschutz (PlaySafe) und Aufbissschienen (Comfort H/S) für Bruxer. Zurzeit arbeitet Glidewell Europe an gefrästen Aufbissschienen, die deutlich stabiler sind als die klassischen Kunststoffschienen. Weniger bekannt, aber sehr erfolgreich am Markt seien, ebenfalls die Silent Nite Schnarcherschienen. Die Schiene, gefertigt aus einer weichen Innenschicht und harten Außenschicht, schiebt den Unterkiefer leicht nach vorne, verhindert und lindert damit Schnarchen und Schlafapnoe. Zur korrekten Bestimmung der Anteriorisierung des Unterkiefers wird unter Verwendung der sl-Protrusionslehre eine Bissregistrierung vorgenommen und anschließend klinisch präzise gefertigt.

Stolz redet Stephan Domschke auch über den CloudPoint FastScan, ein hochpräziser Scanner für die digitale Restauration, der schon bald in der deutschen Tochter eingesetzt wird. Der Zahntechniker stellt das Modell auf den Scanner, anschließend werden die einzelnen Scans automatisch zusammengefügt und der Case hergestellt. Scan und Design dauern jeweils nur etwa fünf Minuten. Die Datei ist anschließend digital verfügbar und kann dank der Cloud-basierten Softwaretechnologie an jedes CAD/CAM-Labor weitergeleitet werden.

Der Telefonservice mit aktuell sechs Mitarbeitern nimmt erste Anfragen entgegen, bei schwierigeren Themen vereinbaren die Mitarbeiter des Customer Service Teams einen Rückruf durch einen Experten, um den Fall bestmöglich zu besprechen. Der Customer Service bearbeitet täglich 200 Anrufe, Tendenz steigend. „Es ist sehr wichtig, hier am Ball zu bleiben, sich ständig um Neu- und Bestandskunden zu kümmern. Ohne Customer Service kann kein Labor wachsen,“ sagt Stephan Domschke. Derzeit hat das Unternehmen pro Monat um die 35 bis 40 Neukunden, neue Maschinen und Mitarbeiter ermöglichen es aber in Zukunft, noch mehr Kunden zu betreuen.

In einem separaten Raum befinden sich die verschiedenen Implantatsysteme. „Wir haben selbst zwei verschiedene Implantat-Linien: die Hahn und Inclusive Implantate. Der Trend geht derzeit Richtung Hahn-Implantate, weil sie einfach moderner sind. Heute fragen Zahnmediziner nach Implantaten mit einer aggressiven Schneidgeometrie und konischen Innenverbindung. Und genau das bieten die Hahn-Implantate“, sagt Stephan Domschke. „Implantologie ist immer noch ein Wachstumssegment, wenngleich sehr diversifiziert. Wir versuchen als Labor den größten Teil der Implantatsysteme zu versorgen und haben dazu die Eigenkapazitäten. Gleichzeitig wollen wir unser Eigenportfolio weiter verbessern. Wir versuchen, den Patienten frei versorgen zu können und ihm die beste prothetische Versorgung für seine Preisvorstellungen zu geben.“

„Früher war es schwer vorstellbar, Zahntechnik automatisiert herzustellen“, sagt Stephan Domschke zum Abschluss. „Der klassische Zahntechniker führte ja noch jeden einzelnen Schritt selbstständig durch. Aber es macht Sinn. Jeder Zahntechniker hat seine eigenen Talente und dank der neuen Technologien kann er diese effektiver und schneller einsetzen. Früher hatten wir weniger Zeit für Ästhetik und Präzision, heute können wir uns darauf konzentrieren. Unsere Mitarbeiter sind mit Herzblut Zahntechniker, arbeiten sehr präzise und gut.“ Und so hat nicht nur Stephan Domschke alles im Griff, sondern vor allem auch seine Mitarbeiter.

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