In westlichen Kulturen ist ein Kuss meist eine liebevolle Geste, die auch in der Öffentlichkeit nicht unterlassen wird. Dass dies nicht bei allen Völkern auf der Welt selbstverständlich ist, hat eine amerikanische Studie nun mit Zahlen belegt.
Ein Kuss ist romantisch und intim – aber kann auch flüchtige Geste oder Teil einer Umarmung sein. Verliebte, Mütter und Kinder sowie gute Freunde sieht man hierzulande täglich Küsse austauschen. Doch in drei von zehn Kulturen, die Forscher der University of Nevada und Indiana University untersuchten, gehört der romantische Kuss nicht in die Öffentlichkeit bzw. wird überhaupt nicht vollzogen. Deutlicher sind Zahlen aus anderen Gegenden. In Afrika gibt es mit 27 von 31 die meisten Kulturen, bei denen der Kuss nicht dazugehört. Insgesamt untersuchten sie innerhalb eines Jahres 168 Kulturen, die sie in die Regionen Afrika, Asien, Europa, Mittelamerika, Karibik, Mittlerer Osten, Nordamerika, Ozeanien und Südamerika unterteilten. Nur in 77 dieser Kulturen existiert das Phänomen des romantischen Kusses – also in weniger als der Hälfte. Während im Mittleren Osten das Küssen durchweg als ein gewöhnlicher Ausdruck von Liebe und Zuneigung gilt, gaben nur 70 Prozent der Eurpäer diese Sichtweise an. In Afrika (Sub-Sahara-Region), Neuguinea und bei Amazonasvölkern existiert so etwas wie ein romantischer Kuss nicht. Studien-Co-Autor Justin Garcia sagte gegenüber der Washington Post: „Das ist eine Erinnerung daran, dass manche Verhaltensweisen, die so normal wirken, in der restlichen Welt nicht vorkommen. Nicht nur das, sondern sie werden als seltsam betrachtet. Das verdeutlicht die romantische und sexuelle Vielfalt auf der Welt. Es zeigt, wie die menschliche Biologie mit den verschiedenen Kulturen zusammenwirkt, um verschiedene Verhaltensmuster der Menschen zu erklären.“
Die Gründe, dass Küssen in manchen Kulturen einfach nicht dazugehört bzw. nur sehr intim vorkommt, sind verschieden. In asiatischen Kulturen gehört der romantische Kuss zum sexuellen Liebesspiel und nicht in die Öffentlichkeit. Manche Kulturen betrachten das Küssen als widerlich – werden doch Bakterien ausgetauscht und Krankheiten übertragen. Aber Küssen hat nicht nur negative, sondern auch positive Aspekte: Es regt die Produktion von Serotonin, Dopamin und Oxytocin an und sorgt so für körperliches Wohlbefinden. Eine gewisse Anzahl an Kalorien verbrennt man dabei auch – egal wie seltsam oder eklig Schmatzgeräusche klingen oder geteilter Speichel scheint.
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