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24. Jahrestagung der SGDMFR: DVT im Fokus

PD Dr. Michael Bornstein.
Med. dent. Roland Wieland

Med. dent. Roland Wieland

Do. 23 Juni 2011

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LUZERN - PD Dr. Michael Bornstein neuer Präsident der Gesellschaft. Med. dent. Roman Wieland berichtet von der 24. Jahrestagung der SGDMFR in Luzern.

Ein DVT in Auftrag zu geben ist simpel, alle Strukturen darauf eindeutig zu identifizieren und die korrekten Schlüsse für die Behandlung zu ziehen jedoch sehr anspruchsvoll. Als Student wusste man noch perfekt Bescheid über die Anatomie, hatte aber noch keine klinische Erfahrung – die 24. Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für dentomaxillofaziale Radiologie (SGDMFR) widmete sich genau diesem Problem. Viele interessante Vorträge mit eindrücklichen Bildern boten den Teilnehmern konkrete Hilfestellungen für die Praxis. Anhand der vielen Fragen während der Tagung zeigte sich die Aktualität dieses Themas.
Was mache ich mit einem Patienten nach Strahlentherapie?

Heutzutage ist die Technik der Radiotherapie soweit fortgeschritten, dass das Volumen der Bestrahlung mit einer Genauigkeit im Sub-Millimeterbereich getroffen werden kann. Nicht mehr die Technik ist limitierend, sondern der Behandler ist gefordert mit einer exakten Befundung und Diagnose wo der Tumor liegt. Exakte anatomische Kenntnisse zum Beispiel über Lymphabflusswege sind unabdingbar, besonders weil diese direkt unter der Haut liegen und oft nach Bestrahlung Hautreaktionen hervorrufen. Bereits nach der ersten Bestrahlung kann sich der Geschmackssinn verändern und eine Xerostomie auftreten. Bei einer Dosis von 30 Gray können grosse Einbussen beim Geschmacksinn auftreten, über 50 Gray können jegliche Geschmacksempfindungen ausfallen. Im zweiten Monat nach Abschluss einer Radiotherapie kehren die Geschmacksempfindungen glücklicherweise wieder zurück, wenn auch nicht bezüglich der Feinregulierung der Qualität. Patienten nach einer Radiotherapie haben oftmals einen sauren, zähen und nur noch schwach puffernden Speichel. Eine ständige Betreuung durch einen engen Recall ist unabdingbar.

Was muss während der Radiotherapie gemacht werden?

•Wöchentlicher Recall
•Dentale Hygiene, Motivation und Kontrolle
•Mundöffnungsübungen
•Feuchthalten der Mundhöhle mit Kamillosan- und Salbeispülungen
•Fluoridierungsschiene 2-3x/Tag
•Prothesenkarenz wenn nötig
•Zahnextraktion in Rücksprache mit Strahlentherapeuten und antibiotische Therapie bis Wundheilung
Was muss nach Radiotherapie gemacht werden?

•Recall monatlich im ersten Jahr
•Dentale Hygiene, Motivation und Kontrolle
•Mundöffnungsübungen
•Feuchthalten der Mundhöhle mit Kamillosan- und Salbeispülungen
•Implantation nach etwa einem Jahr möglich
•Zurückhaltung mit chirurgischen Eingriffen (antibiotische Therapie bis Wundheilung, atraumatische Zahnentfernung, Abtragen scharfer Knochenkanten, primäre Schleimhautdeckung)
Eine detailliertere Auflistung was bei einem Strahlentherapie-Patienten zu beachten ist, findet man in der 2001 von PD Dr. Michael Bornstein erschienen Übersichtsarbeit.

Als Student wusste man noch Bescheid über Anatomie…

Hatte aber noch keine klinische Erfahrung! Diesem Problem widmet sich Prof. Dr. Thomas von Arx, ZMK Bern und bietet deshalb Anatomie Repetitionskurse an. Der nächste Kurs wird im Frühjahr 2012 stattfinden und ist über www.ccde.ch zu buchen. Während seiner Präsentation zeigte Prof. von Arx viele klinische Bilder in Kombination mit deren Einzel-Röntgenaufnahme, DVT und anatomischem Präparat. Oftmals ist auf dem Röntgen nur eine kleine knöcherne Struktur zu sehen, in Kombination mit dem anatomischen Präparat aber eindeutig zuzuordnen – einmal gesehen nicht mehr zu vergessen. So zeigte Prof. von Arx Beispiele von Leitungsanästhesien die aufgrund anatomischer Besonderheiten nicht wirkten, oder warum das Nerv- und Gefässbündel vom Canalis retromolare beim Aufklappen eines Unterkiefer-Weisheitszahnes nicht abgetrennt werden darf.

Antibiotika: Ja oder nein?

Dr. Dr. Heinz-Theo Lübbers, ZZM Zürich, berichtete über den Trend, immer weniger Antibiotika zu verordnen. Für gesunde Patienten welche nicht multimorbid oder an einem Tumor leiden, gelten folgende Regeln:

Eingriffe ohne Antibiotika-Indikation

•Chirurgische Parodontitistherapie
•Entfernung von Weisheitszähnen
•Entnahme von Schleimhautproben
•Ostesynthesematerial-Entfernung
•Wurzelkanalbehandlung ohne Vorliegen einer akuten Pulpitis
•Wurzelspitzenresektion
•Zahnextraktion
Eingriffe mit Antibiotika-Indikation

•Einbringen von Implantaten
•Augmentation mit autologem Knochen und Knochenersatzmaterialien
•Orthognathe Chirurgie
Um unerwünschte Arzneimittelwirkungen noch besser analysieren zu können, bat er alle Anwesenden in der Praxis bei einem Verdacht das Formular "Meldung einer vermuteten unerwünschten Arzneimittelwirkung (UAW)" einzureichen. In den publizierten Statistiken seien Zahnärzte als Beobachter nur sehr spärlich vertreten und das mache keinen guten Eindruck. Das Formular ist unter www.swissmedic.ch zu finden.

Radiologischer Zufallsbefund

Meist recht spät entdeckt werden die follikulären Zysten, aufgrund ihrer Symptomlosigkeit. Prof. Dr. Andreas Filippi, UZM Basel, zeigte typische Beispiele auf verschiedenen Einzelröntgenbildern und Orthopantomogrammen. Es stellt sich dabei die Masterfrage "Wo endet das Zahnsäckchen, wo beginnt die follikuläre Zyste?". Der Übergang ist fliessend, eine Distanz von etwa 2 mm zwischen Zahnkrone und Epithel scheint aber die Grenze zu sein. Unterhalb 2 mm handelt es sich um ein Zahnsäckchen, über 2.5 mm ist es eine follikuläre Zyste. Mittels eines regelmässigen Recalls kann der Verlauf beobachtet werden. Als Differenzialdiagnose ist an den keratozystischen odontogenen Tumor zu denken.

80 Prozent für den Behandlungserfolg verantwortlich

Prof. Daniel Buser zeigte eindrücklich, wie an den ZMK Bern neue Röntgenapparate angeschafft wurden und welche Fortschritte damit erzielt wurden. Mittels der SAC-Klassifikation kann in der Implantat-Chirurgie das Risiko eines Eingriffs abgeschätzt werden, denn für 80% des Behandlungserfolges ist der Behandler verantwortlich! Das DVT hat die Implantologie ungemein bereichert, die Diagnostik ist präziser geworden: Genauere Planung, Minimierung von Risiken sowie bessere Aufklärung der Patienten. Das Dental-CT ist heute nicht mehr State-of-the-art. Es bietet nicht die gleiche Bildqualität und verursacht eine viel höhere Strahlenbelastung.

Wann wird das DVT zur präoperativen Diagnostik eingesetzt?

•Klar erkennbare Knochendefekte
•Bukkale Abflachungen
•Unklarer Verlauf Can. Mandibulae
•Tiefreichender Sinus maxillaris
•Tastbarer lingualer Unterschnitt
•Implantation ohne Aufklappung.
PD Dr. Michael Bornstein neuer Präsident der SGDMFR

Mit einer amüsanten Auflistung von Bildern ehemaliger und aktueller Vorstandsmitglieder, bei denen man sah, wie die Jahre mit ihren Moden vergingen, zeigte PD Dr. Karl Dula, er betonte, wie gut der Vorstand zusammenarbeitete und sich die Gesellschaft über die Zeit erfreulich entwickelte. Die Jahrestagung entwickelte sich von einer Halbtagesveranstaltung zum zweitägigen Kongress, bis hin zur Einführung des Nachwuchswettbewerbs. Mit PD Michael Bornstein von den ZMK Bern wählte die Gesellschaft einen Präsidenten, der diesen erfolgreichen Weg weiter gehen soll.

Gewinner des Nachwuchswettbewerbs

Insgesamt drei Jungtalente stellten sich der Jury mit einer Präsentation ihrer Forschungsarbeit. Allesamt sauber vorbereitet und professionell vorgetragen, machte der Doppelvortrag von Franziska Jeger und Simone Janner, ZMK Bern, das Rennen. Sie verglichen die Wurzelkanal-Längenbestimmung mittels elektrischer Längenmessung und DVT. Simone Janner wertete die DVT's aus, Franziska Jeger machte die Längenbestimmung mit dem Root ZX. Die Arbeit wurde professionell und klar strukturiert durchgeführt, die Präsentation erfolgte sehr verständlich, beide sprachen abwechselnd und erläuterten so Entstehung und Ablauf ihrer Arbeit. Kompetent beantworteten sie die Fragen der Jury. Fazit ihrer Arbeit: Das DVT ermöglicht eine präzise Messung der Wurzelkanallänge, insbesondere der Wurzelanatomie. Ist ein DVT vor der Behandlung vorhanden, ersetzt dieses die elektrische Längenmessung.

Kontakt:

www.sgdmfr.ch

Neue Ehrenmitglieder der SGDMFR

Zwei Mitlieder wurden für ihre Leistungen geehrt und zu Ehrenmitgliedern ernannt: Prof. Dr. J. Thomas Lambrecht war von 1996 bis 2001 Präsident und führte die sich in einer Krise befindende Gesellschaft wieder auf Kurs. Prof. Dr. Daniel Buser war von 1993 bis 1999 Leiter der Röntgenstation in Bern und hat die dortige Ausbildung aufgebaut. Prof. Buser bereitete den Weg für PD Dr. Karl Dula vor, welcher dann 10 Jahre die SGDMFR präsidierte.

Past Präsident PD Dr. Karl Dula beantwortete die Fragen von med. dent. Roman Wieland.

Roman Wieland: Es wurden aussergewöhnlich viele Fragen gestellt, Sie scheinen mit Ihrem Kurs den Zeitgeist optimal getroffen zu haben?

Dr. Karl Dula: Mit der grossen Verbreitung der DVT hat auch unsere Gesellschaft einen grossen Aufschwung erlebt. Wer eine DVT-Untersuchung macht, hat auch die Verantwortung zum Diagnostizieren des ganzen Volumens. Die umfassende und korrekte Interpretation von Röntgenbildern ist in allen Fachgebieten der Zahnmedizin die Grundlage. Unsere Gesellschaft bietet dafür die erforderliche Fortbildung.

RW: Um nach einer DVT-Überweisung die Bilder besser interpretieren zu können, was bietet da die SGDMFR?

KD: Ende Jahr findet ein viertägiger Kurs "Ausbildung in DVT" in Bern statt. Die Fortbildung kommt von unserer Fachgesellschaft, ist breit abgestützt und bietet eine wesentlich bessere Ausbildung als nur eine einfache Tagung. Mitglieder der SGDMFR erhalten darauf einen Nachlass von 500 Franken.

RW: Mit PD Dr. Michael Bornstein haben Sie einen erfolgreichen, aufstrebenden Nachfolger gefunden, was wünschen Sie sich für die Zukunft?

KD: Möglichst viele neue Mitglieder, um der Gesellschaft Kraft zu geben. Ob Oralchirurg, Kieferorthopäde oder Prothetiker - jeder Zahnarzt profitiert von unserem Angebot. Je nach Entwicklung der Gesellschaft wird später eine Spezialisierung zum "Fachzahnarzt für dentomaxillofaziale Radiologie" angestrebt werden.

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