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BERN – Die Bilanz zum Schweizer Gesundheitswesen fällt 20 Jahre nach Einführung des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) eindeutig aus: 81 Prozent der Stimmberechtigten haben einen sehr oder eher positiven Eindruck.
Der Spitzenwert von 82 Prozent vom Vorjahr wird damit nur knapp verpasst, doch bestätigt sich die seit Längerem steigende Zustimmung zum KVG, das ursprünglich von den Stimmberechtigten nur ganz knapp angenommen wurde. Ebenfalls konstant positiv wird die Qualität des Gesundheitswesens bewertet. Aktuell finden 75 Prozent, sie sei sehr gut oder gut.
Qualität soll finanziell belohnt werden
82 Prozent der Befragten möchten die Qualitätsdaten kennen, bevor sie sich für die Behandlung in einem Spital oder einer Klinik entscheiden, und 75 Prozent meinen, öffentlich zugängliche Qualitätsdaten würden die Qualität der Behandlung in den Spitälern erhöhen. Zudem ist erstmals eine Mehrheit von 62 Prozent (+21 Prozentpunkte) der Meinung, die öffentliche Hand solle qualitativ gute Spitäler finanziell belohnen respektive die schlechten bestrafen. Dies ist die grösste Veränderung zur Befragung im Vorjahr überhaupt. Allerdings besteht auch eine gewisse Ambivalenz in der Frage, denn immerhin 59 Prozent befürchten, dass mehr Transparenz eher verwirren könnte, da bei uns alle Spitäler qualitativ gut seien. Nicht mehrheitsfähig ist zurzeit die Meinung, dass die Krankenkassen nur die Behandlung in Spitälern mit hoher Qualität bezahlten sollten. 46 Prozent (immerhin 15 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr) stimmen dem zu, während 50 Prozent keine solche strikte Qualitätsauflage möchten.
Ärztedichte – Uneinigkeit über Massnahmen zur Steuerung
Die Ärztedichte wird je nach Region kritischer gesehen. Die Hälfte der Befragten sieht bei den Arztpraxen eine Überversorgung; die andere Hälfte ist gegenteiliger Auffassung. 55 Prozent finden, es gäbe zu viele Spezialisten und zu wenig Hausärzte. Eine Mehrheit von 60 Prozent ist der Überzeugung, dass eine höhere Ärztedichte zu steigenden Prämien führt. Uneinig ist man sich, wie die Zahl der Arztpraxen gesteuert werden soll. Eine knappe Mehrheit von 53 Prozent findet, es brauche keinen Zulassungsstopp, da der Markt dies regle. Ebenso sind 53 Prozent der Meinung, man könne den Vertragszwang der Kassen mit Ärzten aufheben, wobei knapp 70 Prozent fürchten, dass damit die persönliche Entscheidungsfreiheit eingeschränkt würde.
Qualität und Wahlfreiheit wichtig – Kostenbewusstsein steigt
Die Qualität der Leistungen und die Wahlfreiheit in der Versorgung haben für die Stimmberechtigten weiterhin oberste Priorität und werden höher gewichtet als der Preis. Die Forderung, wonach Krankenversicherer die finanziellen Risiken decken sollen und nicht sämtliche Leistungen, gewinnt erneut an Zuspruch. Dieser Trend passt zum gestiegenen Kostenbewusstsein: Neu werden erstmals die persönlichen Belastungen durch Zahnarztrechnungen, Arztrechnungen oder selbst bezahlte Medikamente subjektiv stärker wahrgenommen als die Belastung durch Krankenkassenprämien.
Sicht auf Akteure – Gesundheitspolitiker im Aufwind
Die Leistungen im Grundversicherungskatalog bleiben mehrheitlich akzeptiert (59 Prozent); es gibt aber einen Trend, keine neuen Leistungen mehr einzuschliessen. Nur noch 29 Prozent befürworten einen Ausbau (2014: 39 Prozent). Die Zufriedenheit mit den Akteuren im Gesundheitswesen bleibt zwar hoch, doch macht sich auch hier das gesteigerte Kostenbewusstsein bemerkbar. Aufsteiger sind 2016 die Gesundheitspolitiker, die mit 7.1 (+0.9) von 10 möglichen Punkten den höchsten Wert seit Einführung des Gesundheitsmonitors erreichen. Demgegenüber wird den Ärzten (7.4, −0.6), der Pharmaindustrie (6.8, −0.6) und den Apothekern (6.1, −0.9) eine geringere Kompetenz als in den Vorjahren zugeschrieben.
Beziehung von Pharmaunternehmen und Ärzteschaft – beide profitieren
Ärztliche Weiterbildung ist für 89 Prozent der Befragten wichtig für die Qualität der Versorgung. Eine deutliche Mehrheit ist auch der Auffassung, dass sowohl Ärzte als auch die Pharmaforschung von einer Zusammenarbeit zwischen Pharmaindustrie und Ärzteschaft profitieren (88 Prozent). Eine Finanzierung der ärztlichen Fortbildung durch die Pharmaindustrie sehen 74 Prozent als unproblematisch, solange dies transparent offengelegt wird. Je knapp über 60 Prozent sprechen sich für eine stärkere Finanzierung der Fortbildung durch die Ärzteschaft selbst oder durch den Staat aus.
„gfs Gesundheitsmonitor 2016“ im Web
Das Wichtigste in Kürze zum „gfs Gesundheitsmonitor 2016“ finden Sie auf der Website www.interpharma.ch in der Rubrik „Fakten und Statistiken“ unter „gfs Gesundheitsmonitor“.
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