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Vertrauen ist gut, Verstehen ist besser: Wie konkrete Zahlen die Patientenaufklärung verbessern

Konkrete Zahlen machen für Patienten in der Aufklärung den Unterschied. (© tana.lin – stock.adobe.com)
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Do. 21 August 2025

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Oregon – Was bedeutet eigentlich „selten“? Für viele Patienten mehr, als Ärzte meinen. Eine neue Studie zeigt, wie unpräzise Sprache in der Medizin zu falschen Entscheidungen führt und warum konkrete Zahlen in der Aufklärung den Unterschied machen können.

Wer beim Zahnarzt über Risiken aufgeklärt wird, hört oft Formulierungen wie „sehr selten“ oder „in Einzelfällen“. Was gut gemeint ist, kann zu einem deutlichen Missverständnis führen. Denn wie eine aktuelle Studie der University of Oregon zeigt, werden medizinische Risiken realistischer eingeschätzt, wenn sie in Zahlen statt in Worten vermittelt werden. Die Ergebnisse stammen aus der Arbeitsgruppe von Prof. Ellen Peters, Leiterin des Center for Science Communication Research. Das Team untersuchte, wie sich unterschiedliche Formen der Risikokommunikation auf Wahrnehmung und Entscheidungsverhalten auswirken. Veröffentlicht wurde die Zusammenfassung kürzlich auf ScienceDaily. Demnach werden verbal beschriebene Risiken wie „wahrscheinlich“ oder „selten“ häufig überschätzt. Sobald konkrete Zahlen genannt werden, sinkt diese Tendenz deutlich.

Auf Basis der Daten formulierten Peters und ihr Team fünf Empfehlungen, wie medizinische Informationen klarer vermittelt werden können, auch in der zahnärztlichen Aufklärung:

  1. Konkrete Zahlen statt vager Begriffe: Formulierungen wie „gelegentlich treten Nebenwirkungen auf“ lassen viel Raum für Interpretation. Eine Zahl wie „Sieben Prozent berichten über Kopfschmerzen“ schafft mehr Klarheit.
  2. Informationen gezielt auswählen: Zu viele Angaben auf einmal führen schnell zur Überforderung. Die Studie empfiehlt, sich auf die Informationen zu konzentrieren, die für die Entscheidung wirklich wichtig sind.
  3. Vergleichswerte schaffen Orientierung: Eine Zahl allein bleibt abstrakt. Erst im Vergleich wird deutlich, wie groß oder klein ein Risiko tatsächlich ist. Der Unterschied zwischen 93 und 99 Prozent Überlebensrate wird so greifbarer.
  4. Unsicherheiten benennen: Risiken in der Medizin basieren auf Wahrscheinlichkeiten. Diese Unsicherheiten offenzulegen, erhöht die Glaubwürdigkeit und erleichtert es, informierte Entscheidungen zu treffen.
  5. Verständnis überprüfen: Ob eine Information richtig angekommen ist, lässt sich mit der sogenannten Teach-Back-Methode testen. Der Patient gibt das Gehörte mit eigenen Worten wieder. Das klärt Missverständnisse und spart im Zweifel Zeit.

Die Studie konzentriert sich bewusst auf die Kommunikation, nicht auf die Bewertung medizinischer Maßnahmen. In weiteren Untersuchungen soll unter anderem geprüft werden, wie persönliche Erfahrungen die Risikowahrnehmung zusätzlich beeinflussen.

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