Leipzig – Am 11. und 12. September fand im TRAFO Baden die 54. Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Parodontologie unter dem Motto „Evidenz aus Praxis und Wissenschaft – das Beste aus beiden Welten“ statt. Ziel der Veranstaltung war es, die Brücke zwischen aktuellen Forschungsergebnissen und den Herausforderungen des Praxisalltags zu schlagen.
Führende Experten der Parodontologie aus ganz Europa trafen sich, um aktuelle Forschungsergebnisse, klinische Strategien und innovative Therapieansätze zu präsentieren. Neben Fachzahnärzten für Parodontologie nahmen auch viele Allgemeinpraktiker, Dentalhygienikerinnen und Studierende teil, wodurch ein breites interdisziplinäres Publikum vertreten war.
Das wissenschaftliche Programm bot eine Mischung aus Vorträgen zu neuesten Studien, innovativen Therapieansätzen und praxisorientierten Methoden, die direkt in den Behandlungsalltag integriert werden können. Besonders hervorzuheben war das Spezialprogramm für Allgemeinpraktiker, das am ersten Kongresstag stattfand und praxisnahe Impulse für die tägliche Arbeit in nicht spezialisierten Praxen vermittelte.
Unter dem Vorsitz von Prof. Philipp Sahrmann aus Basel und PD Alexandra Stähli aus Bern eröffnete Prof. Maria Clotilde Carra aus Ferrara, Italien am Donnerstag den Kongress mit einem Beitrag zur patientenorientierten Risikoreduktion. Sie betonte, dass neben der professionellen mechanischen Plaqueentfernung vor allem die Aufklärung der Patienten entscheidend ist. Durch Methoden wie Motivational Interviewing lassen sich Verhaltensänderungen in Mundhygiene, Tabakkarenz sowie Ernährungs- und Gewichtsmanagement nachhaltig fördern. Die Sensibilisierung für individuelle Risikofaktoren stärkt die Eigenverantwortung der Patienten und ist zentral für den langfristigen Erfolg parodontaler und allgemeiner Gesundheitsmaßnahmen.
Prof. Fridus van der Weijden aus Amsterdam, Niederlande, hob die Bedeutung konsequenter Mundhygiene hervor. Der Zusammenhang zwischen Plaquebakterien und oralen Erkrankungen muss den Patienten verständlich gemacht werden, da der therapeutische Erfolg maßgeblich von der täglichen Mundpflege abhängt. Neben der Auswahl geeigneter Zahnbürsten und der Anwendung schonender, gründlicher Putztechniken spielen ergänzende Hilfsmittel wie Zahnseide, Interdentalbürsten und Mundduschen eine zentrale Rolle. Empfehlungen basieren auf systematischen, evidenzbasierten Bewertungen verschiedener Methoden der Plaqueentfernung.
Prof. Luigi Nibali aus London, England, stellte die minimalinvasive nichtchirurgische Therapie (MINST) für vertikale Knochendefekte vor. Diese Methode ermöglicht eine schonende Wurzeloberflächenreinigung mittels piezoelektrischer Instrumente und zeigt stabile klinische sowie radiologische Ergebnisse über einen langen Zeitraum. Prof. Cristiano Tomasi aus Trento, Italien, betonte die Relevanz der stufenweisen EFP-Leitlinien bei der Parodontitistherapie (Stadium I–III). Nach jedem Therapieschritt erfolgt eine klinische Reevaluation, wobei die nichtchirurgische subgingivale Instrumentierung die Mehrheit der Taschen schließen kann. Persistierende Defekte werden nach Möglichkeit erneut nichtchirurgisch behandelt, wobei aktuelle Kohortendaten differenzierte Bewertungsperspektiven eröffnen.
Unter dem Vorsitz von Prof. Nicola Zitzmann aus Basel und Prof. Patrick Schmidlin aus Zürich widmete sich Prof. Andrea Pilloni aus Rom, Italien, den biologischen Mechanismen der parodontalen Wundheilung. Er erläuterte die Rolle zellulärer und molekularer Prozesse für Reparatur und Regeneration von Hart- und Weichgewebe sowie den gezielten Einsatz von Techniken und Biomaterialien für neuen Attachmentaufbau. Hyaluronsäure zeigte dabei potenzielle Vorteile in der parodontalen Therapie. Em. Prof. Marc Quirynen aus Leuven, Belgien, präsentierte autologe Thrombozytenkonzentrate, insbesondere L-PRF, die Wachstumsfaktoren freisetzen, angiogene und antibakterielle Effekte fördern und chirurgische Abläufe effizient strukturieren können. Prof. Petra Ratka-Krüger aus Freiburg im Breisgau, Deutschland, fokussierte sich auf Zugangsoperationen bei tiefen Resttaschen. Dabei kommt der vorhergehenden nichtchirurgischen Therapie sowie einer konsequenten unterstützenden Parodontitistherapie (UPT) zentrale Bedeutung zu. Die Wahl der Lappentechnik richte sich nach der Defektmorphologie, wobei die Literatur keine eindeutige Präferenz für eine bestimmte Methode ausweist.
Der Freitag unter dem Vorsitz von Prof. Roland Weiger aus Basel und Prof. Christoph Ramseier aus Bern begann mit PD Florin Eggmann aus Basel, der Ätiologie, Pathogenese und Risikofaktoren der Wurzelkaries erläuterte. Er vermittelte praxisnahe Einblicke in diagnostische Verfahren, Präventionsstrategien sowie restaurative Maßnahmen für ein erfolgreiches Wurzelkaries-Management. Prof. Patrick R. Schmidlin aus Zürich stellte die Herausforderung von Residualtaschen nach systematischer Parodontitistherapie in den Fokus. Er diskutierte Klassifikation, Risikoabschätzung und strukturierte Reevaluationen, von minimalinvasiven Maßnahmen bis hin zu chirurgischen Eingriffen, und legte praxisrelevante Entscheidungsalgorithmen dar.
Prof. Turi Bassarelli aus Florenz, Italien, betonte die zunehmende Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Parodontologen und Kieferorthopäden, um die kieferorthopädische Behandlung bei Erwachsenen mit eingeschränkter parodontaler Gesundheit optimal zu gestalten. Prof. Ian Needleman aus London, England, unterstrich die Notwendigkeit lebenslanger Betreuung durch unterstützende Parodontitistherapie (SPC), um Progression und Zahnverlust effektiv zu verhindern.
Der Nachmittag stand im Zeichen der Verleihung der SSP-GABA-, Oral-B- und SSP Swiss Dental Hygienists Preise.
Unter der Leitung von Dr. Jelena Karacic aus Basel und PD Norbert Cionca aus Genf präsentierten Prof. Shauna Culshaw aus Glasgow, Schottland, und Prof. Giovanni Salvi aus Bern den Zusammenhang von systemischen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis mit Parodontitis sowie evidenzbasierte Therapieansätze für periimplantäre Erkrankungen. Prof. Jörg Meyle aus Gießen, Deutschland, machte die Bedeutung chronischer Entzündungen des oralen Biofilms für Parodontitis und die Tumorprogression deutlich und stellte epidemiologisch belegte Kausalzusammenhänge vor.
Der Kongress bot einen umfassenden Einblick in die aktuelle Forschung, innovative Therapieansätze und praxisrelevante Strategien der Parodontologie. Die Zusammenführung von klinischer Exzellenz, evidenzbasiertem Wissen und interdisziplinärer Zusammenarbeit machte die Veranstaltung zu einem zentralen Treffpunkt für Fachleute aus Europa.
Auch zeichnete sich die Jahrestagung durch eine lebendige Diskussion darüber aus, wie sich wissenschaftliche Evidenz sinnvoll in klinische Entscheidungen übersetzen lässt, ohne dabei den Blick für die praktischen Rahmenbedingungen zu verlieren. Insgesamt bot die Veranstaltung eine wertvolle Plattform für Austausch, Vernetzung und Inspiration und verdeutlichte, wie wichtig es ist, Erkenntnisse aus der Forschung mit den Erfahrungen der täglichen Praxis zu verbinden.
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