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Fluoridschutz der Zähne – ein Leben lang wichtig

Die Möglichkeit einer Intensivfluoridierung durch Fluoridlack und wöchentliche Fluorid-Gelée-Anwendung sollten auch Erwachsene bis ins hohe Alter regelmässig nutzen. © Jocky - Fotolia.com
Dr. Cornelia Filippi

Dr. Cornelia Filippi

So. 1 April 2012

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Um kariesbedingte Probleme zu vermeiden, gibt es kombinierte Fluorid- Anwendungsmöglichkeiten. Grundsätzlich sollte ab Durchbruch des ersten Milchzahnes zweimal täglich mit fluoridhaltiger Kinderzahnpasta geputzt werden. Ein Beitrag von Prophylaxe-Expertin Dr. Cornelia Filippi.

Dr. Cornelia Filippi zum Einsatz von Fluoriden als wichtige Prophylaxemassnahme

Zahnpflege ist eine Kulturleistung. Bereits 1886 legten Schweizer Zahnärzte dafür einen wichtigen Grundstein. Sie hielten es für ihre Pflicht, prophylaktische und soziale Aufgaben in der Zahnheilkunde zu erfüllen. Ab 1946 wurde auf Gemeindeebene die Schulzahnpflege eingeführt. Die zahngesundheitserzieherische Tätigkeit begann ab 1960 in den Schulen und in den zahnärztlichen Privatpraxen. Die Schulzahnpflege erreicht die in der Schweiz lebenden Kinder ab Eintritt in Kindergärten und Schulen. Beispielhaft dokumentiert die Station für Orale Epidemiologie im ZZM Zürich den Zahngesundheitsverlauf und seinen Zusammenhang regelmässiger Zahnpflege und Ernährungslenkung. Bei siebenjährigen Kindern waren 1964 durchschnittlich acht von 20 Zähnen erkrankt. Zwanzig Jahre später wiesen die Siebenjährigen nur noch durchschnittlich zwei erkrankte Zähne auf. Eine ähnliche Entwicklung ist auch bei älteren Schulkindern, Rekruten und Erwachsenen zu erkennen.

Die regelmässige Zahnpflege zu Hause und die Einführung fluoridhaltiger Zahnpasten in den 1960er Jahren haben zu erfolgreicher Kariesreduktion geführt. Dabei ist die Zuführung der Fluoridmenge abhängig vom Alter. Es stehen dazu Produkte wie Kinderzahnpasta bis zum sechsten Altersjahr (250 bis 500 ppm F-), Juniorzahnpasta bis zum zwölften Altersjahr (1‘400 ppm F-), Erwachsenenzahnpasta (1‘000-1‘500 ppm F-) und Fluorid-Gelées (12‘500 ppm F-) für die Zahnpflege zu Hause zur Verfügung. Zusätzlich gibt es auch Zahnspüllösungen mit einem Gehalt von 250 ppm Fluorid für den täglichen Kariesschutz ab dem sechsten Altersjahr. Gleichzeitig wird der Einsatz von fluoridiertem Speisesalz empfohlen. In der Schweiz steht seit 1955 Speisesalz zur Verfügung, das 250 mg Fluorid pro Kilogramm Salz und zusätzlich Jod für die Schilddrüsenfunktion liefert. Über 80 Prozent der Bevölkerung setzt es gezielt zur Prävention von Kropf und Zahnschäden im Haushalt ein.

Zahnpflege bei Kleinkindern

Bei sehr kleinen Kindern, die aufgrund umfangreicher Karies in Vollnarkose behandelt werden müssen, haben die meisten Eltern zu spät mit dem Zähneputzen begonnen. Es wurde die Chance verpasst, die Wirkung der frühen Zahnpflege zu nutzen. Erst zwei Jahre nach Zahndurchbruch ist der Schmelz der Milch- und bleibenden Zähne vollständig ausgehärtet. Die Oberfläche des Zahnes weist noch grosse Poren auf, in welche Mineralien, wie aus dem Speichel oder Fluoride von Zahnpasten eingelagert werden. Die Fluorideinlagerung beschleunigt die Reifung des Schmelzes und erzeugt eine feste und säureresistente Zahnoberfläche.

Werden die Zähne nicht regelmässig geputzt, vermehren sich Bakterien auf der Zahnoberfläche und bilden dort einen sogenannten Biofilm. Die Zusammensetzung dieses Biofilms ist sehr unterschiedlich. In der Regel finden sich dort kariesverursachende Bakterien, welche als Stoffwechselprodukte Säuren produzieren. Diese Säuren lösen den Zahnschmelz auf. Sind jedoch in der Zahnoberfläche Fluoride eingelagert, ist der Schmelz resistenter gegen Säuren und fördert die Reparatur des Zahnschmelzes (Remineralisation).

Mit dem Durchbruch des ersten Zahnes soll auch die Zahnpflege beginnen. Wartet man bis zum zweiten Lebensjahr mit der Zahnpflege, hat man die Chance der Angewöhnung an das tägliche Zahnpflegeritual verpasst. Die Kinder befinden sich dann schon in der ersten Trotzphase, was die Gewöhnung an die tägliche Zahnpflege erschwert. Diese Abwehrhaltung wird verstärkt, wenn noch Schmerzen hinzukommen, die beispielsweise durch Zahnfleischentzündungen oder Karies verursacht werden.

Einsatz von Fluoriden

Tägliche Zahnpflege

Um kariesbedingte Probleme zu vermeiden, gibt es kombinierte Fluorid- Anwendungsmöglichkeiten. Grundsätzlich sollte ab Durchbruch des ersten Milchzahnes zweimal täglich mit fluoridhaltiger Kinderzahnpasta (500 ppm F-) geputzt werden. Der Mund wird nach dem Zähneputzen nicht mit Wasser ausgespült. So kann das aufgebrachte Fluorid an der Zahnoberfläche haften bleiben. Sobald die Kinder ausspucken können (ab dem sechsten Altersjahr), wird eine Juniorzahnpasta (1‘400 ppm F-) dreimal täglich verwendet.

Tägliche Zahnpflege und wöchentlicher Intensivschutz

Mit Durchbruch der ersten bleibenden Zähne wird einmal wöchentlich zusätzlich Fluorid-Gelée aufgetragen. Dazu eignet sich der Zeitpunkt vor dem Schlafengehen, z.B. jeden Sonntagabend. Fluorid-Gelée wird in der Regel einmal wöchentlich angewandt. Die Zähne werden während ein bis zwei Minuten gebürstet und das Gel wird anschliessend gründlich ausgespuckt, es wird nicht nachgespült. Die durchbrechenden neuen Zähne werden auf diese Weise gegen mögliche Säureattacken geschützt. Aber auch für die schönheitsbewussten Jugendlichen und für die Eltern haben die regelmässige Zahnpflege und die wöchentlich einmal durchgeführte Intensiv-Fluoridierung ihre Wirkung. Wenn die Entkalkungsprozesse dank der durch Fluorid gehärteten Schmelzschichten nur minimal sind, sind entsprechend auch die Reparaturprozesse (Remineralisation) nur klein. Dadurch reduziert sich die Chance, dass sich unschöne Farbpigmente aus Lebensmitteln wie z.B. aus Tee oder Kaffee einlagern. Hat sich das Fluorid statt der Farbpigmente im Schmelz eingelagert, bleibt der Zahn schön und hell. Sollte die Zahnpflege erschwert sein, kann ab dem sechsten Altersjahr die tägliche Spülung mit einer Fluoridlösung den Kariesschutz verstärken.

Fluoridlacke

Durch Fluoridlacke kann ein weiterer Fluoridvorrat auf der Zahnoberfläche gebildet werden. Dies muss in der Zahnarztpraxis erfolgen. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen eine Kariesreduktion bei zweimaliger Anwendung pro Jahr bis mindestens 50 Prozent. Daher werden diese Kosten der Fluoridlackauftragung im Rahmen der Schulzahnpflege bei durchbrechenden Zähnen teilweise von den Kantonen übernommen. In der Schulzahnklinik Basel gibt es beispielsweise mit Durchbruch der ersten Backenzähne (ungefähr im Alter von sechs Jahren) und mit Durchbruch der zweiten Backenzähne (ungefähr im Alter von zwölf Jahren) dreimal jährlich eine kostenlose Fluoridlackbehandlung für die im Kanton Basel-Stadt lebenden Kinder, welche zurzeit von einer Stiftung bezahlt werden.

Die Möglichkeit dieser Intensivfluoridierung durch Fluoridlack und wöchentliche Fluorid-Gelée-Anwendung sollten auch Erwachsene bis ins hohe Alter regelmässig nutzen. Die Lebensqualität, das Ansehen in der Gesellschaft und die Allgemeingesundheit profitieren von gesunden Zähnen.

Kontakt
Dr. Cornelia Filippi
Leitung Abt. Prophylaxe
Schulzahnklinik Basel
St. Alban Vorstadt 12
CH-4010 Basel
Tel: +41 61 284 84 26
cornelia-filippi@bluewin.ch

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