FRANKFURT - Eine Studie aus dem Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum) der Goethe-Universität hat untersucht, wie sich regenerative Therapien langfristig auswirken. Für diese Studie wurden die Autoren jetzt international ausgezeichnet.
Entzündungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis) führen nicht selten zu einem Abbau von Kieferknochen. Eine Studie aus dem Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum) der Goethe-Universität hat untersucht, wie sich regenerative Therapien in diesem Bereich langfristig auswirken. Für diese Studie wurden die Autoren jetzt von der US-amerikanischen Fachgesellschaft (AAP) ausgezeichnet. Der Preis ging zum ersten Mal nach Deutschland.
Folgen einer Parodontitis sind nicht nur Zahnfleischrückgang und Knochenabbau, sondern auch eine Zerstörung des Faserapparates, der die Zähne im Kieferknochen verankert. Unbehandelt führt dies zur Zahnlockerung und anschließendem Zahnverlust. Wird dieses Entzündungsgeschehen durch eine systematische Therapie gestoppt und kontrolliert, gibt es in der modernen Zahnmedizin durchaus Methoden, die verlorenen Strukturen wiederherzustellen. Eine parodontalchirurgische Technik (guided tissue regeneration, GTR), die dabei zum Einsatz kommt, wurde im Rahmen einer Studie am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum) der Goethe-Universität nachuntersucht und mit einem konventionellen, nicht-regenerativen Verfahren verglichen. Diese Studie ist nun mit dem amerikanischen R. Earl Robinson Regeneration Award ausgezeichnet worden.
Die GTR-Technik basiert auf dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“: An einen Knochendefekt, der gewissen morphologischen Anforderungen entsprechen muss um regenerativ behandelt werden zu können, grenzen Zahnfleisch, Kieferknochen und Zahnhalteapparat (Parodont). Um Gewebe, die nicht zur Wiederherstellung parodontaler Strukturen (Regeneration) beitragen, daran zu hindern, in diesen Defekt einzuwachsen, wird in einem operativen Verfahren nach adäquater Reinigung des Defektes eine Barriere (Membran) eingebracht. Diese verhindert das Einwachsen von Zellen aus dem Zahnfleisch in den Defekt und hält gleichzeitig einen Raum offen, in den die Zellen der übrigen Gewebe einwachsen und den Zahnhalteapparat bestenfalls regenerieren können. Voraussetzungen dafür sind regelmäßige Kontrollen, eine gute Mundhygiene und nach Möglichkeit keine Risikofaktoren wie beispielsweise Nikotinkonsum.
Wie sich diese Behandlung langfristig auswirkt, dazu gibt es nun erstmals verlässliche Daten. Dr. Hari Petsos, PD Dr. Katrin Nickles und Prof. Eickholz haben die Ergebnisse der auf 20 Jahre angelegten Studie in der Zeitschrift „Journal of Clinical Periodontology“ veröffentlicht. Die Untersuchung, die im Jahr 2000 von Prof. Dr. Ratka-Krüger, Dr. Neukranz und Prof. Dr. Raetzke in der Frankfurter Poliklinik für Parodontologie begonnen wurde, betrachtet den parodontalen Zustand der operierten Patienten jeweils nach einem, zehn und 20 Jahren und kommt zu dem Ergebnis, dass die nach einem Jahr erzielten Resultate beider untersuchter Verfahrenweisen bis zu 20 Jahre stabil gehalten werden können, und ein Großteil (82%) der untersuchten Zähne langfristig erhalten bleibt. Tendenziell war das regenerative Verfahren dem konventionellen dabei überlegen.
„Wir freuen uns sehr darüber, dass unsere Ergebnisse international wahrgenommen werden“, sagt der federführende Autor Hari Petsos nach der Online-Konferenz, bei der die Urkunde virtuell überreicht wurde. Nicht zuletzt aus der generationenübergreifenden Verbundenheit der Autoren untereinander sei die Studie „eine echte Herzensangelegenheit“ gewesen, die nun mit dieser hochrangigen Auszeichnung „einen großartigen Abschluss“ gefunden habe.
Die American Academy of Periodontology (AAP) als amerikanische Fachgesellschaft für Parodontologen verleiht seit 1989 einmal im Jahr den R. Earl Robinson Regeneration Award für den besten wissenschaftlichen Beitrag auf dem Gebiet der regenerativen Parodontaltherapie. Dabei werden Beiträge aus Grundlagen- und klinischer Forschung berücksichtigt. Bewerben kann man sich auf diesen Preis nicht, potenzielle Preisträger werden von Kollegen aus dem Fachkreis vorgeschlagen und von einem unabhängigen Komitee ausgewählt.
Ausgezeichnet wurden Dr. Hari Petsos (Goethe-Universität) und seine Koautoren, Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger (Universität Freiburg), PD Dr. Katrin Nickles, Dr. Eric Neukranz, Prof. Dr. Peter Raetzke sowie Prof. P. Eickholz (alle Frankfurt/Main), für ihren Beitrag „Infrabony defects 20 years after open flap debridement and guided tissue regeneration“ im Journal of Clinical Periodontology.
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