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SAN CLEMENTE, USA/ LEIPZIG - Ungewöhnliche Patienten sind für viele Zahnärzte nichts Besonderes. Wer Tag für Tag mit vielen Menschen zu tun hat, trifft dabei hin und wieder auch auf jemanden, der aus der Norm fällt. Einen Patienten, der tatsächlich einmalig war, behandelte jetzt der US-amerikanische Zahnarzt Dr. Eric Johnson.
Der Kalifornier empfing in seiner Praxis den 27-jährigen Sultan Kösen aus dem türkischen Mardin, laut Guinness Buch der Rekorde der grösste Mann der Welt. Ganze 2,46 Meter misst der an hypophysären Gigantismus leidende Kösen heute. Bis zu seinem zehnten Lebensjahr unterschied er sich nicht von gleichaltrigen Kindern. Doch dann entdeckten Ärzte einen Tumor hinter seinen Augen, der vermehrt und unkontrolliert Wachstumshormone ausschüttete, und stellten die Diagnose. Kösen wuchs fortan stetig, was zu etlichen körperlichen Beschwerden, unter anderem im Mundraum führte. Die Dentition des heutigen Bauern war bereits abgeschlossen, als sein enormes Wachstum begann. Als Folge dessen entstanden grosse Lücken zwischen seinen Zähnen.
Zahnarzt Dr. Eric Johnson erfuhr durch eine TV-Dokumentation von Kösens Schicksal und beschloss, ihm zu helfen. Über den Guinness Buch-Verlag stellte er den Kontakt her und bot dem Türken eine kostenlose Zahnbehandlung an. Kösen sagte zu, und Johnson stellte sofort ein komplettes Team von Spezialisten zusammen, darunter Kieferchirurgen, ein Parodontologe, ein Endodontologe, Zahntechniker und Notfallpersonal.
Die Behandlung von Kösen stellte eine grosse Herausforderung für die Spezialisten dar. Der 27-Jährige war in seiner Heimat nicht ausreichend zahnärztlich behandelt worden. So mussten nun zahlreiche Zähne in Stand gesetzt und drei irreparable Zähne gezogen werden. Der Patient benötigte insgesamt 23 Füllungen, eine CEREC-Krone, eine dreigliedrige Brücke und 16 Veneers. Für einen Bereich des Oberkiefers musste eine Prothese angefertigt werden, zudem war eine Wurzelbehandlung nötig.
Sultan Kösen die Eingriffe zu erklären, stellte sich als recht schwierig heraus. „Wir verliessen uns auf eine Übersetzerin vom Guinness Buch der Rekorde und auf die Übersetzungsfunktion von Google“, berichtet Johnson. Oftmals seien Zusammenhänge jedoch in der Übersetzung verloren gegangen, und dies habe Sultan Kösen zum Lachen gebracht. Man habe es aber irgendwie hinbekommen, denn Patienten könnten auch Berührungen, Körpersprache und den Tonfall interpretieren, so Johnson.
Probleme ganz anderer Art brachte Kösens enorme Grösse mit sich. „Wir mussten etwas um die Ecke denken“, berichtet Johnson, der sich im Vorfeld besonders wegen des Behandlungsstuhls gesorgt hatte, weil er befürchtete, dass sein Patient darin nicht bequem sitzen könnte. Für den grössten Mann der Welt war es jedoch „kein Problem“, wie er selbst sagte. Das Team um Dr. Johnson hatte einen Tisch an das Stuhlende gestellt, auf den Sultan die Beine legen konnte. „Er ragte etwa 90 Zentimeter über den Stuhl hinaus“, sagt Johnson. Spezielle Instrumente zur Behandlung benötigte der Zahnarzt nicht, da die Grösse von Kösens Gebiss der eines durchschnittlichen Menschen entspricht.
Das Spezialistenteam arbeitete Hand in Hand, so dass die Behandlung des besonderen Patienten erfolgreich abgeschlossen wurde. Wie es mit Sultan Kösen weitergeht, bleibt ungewiss. Johnson möchte sicherstellen, dass seinem Patienten das neue Lachen lange erhalten bleibt: „Sollte Sultan weiter wachsen, wird seine Klasse-III-Malokklusion fortschreiten. Ich habe einen Zahnarzt in seiner Heimat kontaktiert, der die weitere Behandlung übernehmen wird. Sultan benötigt regelmässige Paradontentalbehandlungen und wird weitere Füllungen brauchen. Er muss konstant behandelt werden, damit die von uns eingesetzten Implantate in gutem Zustand bleiben.“
Dass Kösen noch weiter wächst, ist jedoch recht unwahrscheinlich. Im Jahre 2008 wurde der Tumor hinter seinen Augen entfernt, um den Prozess zu stoppen.
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