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„Lebensqualität der Menschen ist Spiegelbild der Gesundheitsversorgung“

Prof. Per-Ingvar Brånemark
Daniel Zimmermann, DTI

Daniel Zimmermann, DTI

Di. 5 Januar 2010

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GÖTEBURG – Er ist der Entdecker der Osseointegration und eine Koryphäe der Dentalimplantologie: Prof. Per-Ingvar Brånemark. Auf einem Symposium, das nach ihm benannt wurde und Ende Oktober in Göteburg stattfand, hob Prof. Brånemark in einem Journalistengespräch die Bedeutung des Patienten hervor.

Was hat Sie zwischen 1965 und heute von den Entwicklungen im gesamten Bereich des Titanaufsatzes am meisten überrascht?
Prof. Per-Ingvar Brånemark: Dass es zwei Seiten gibt. Die eine ist, dass das primäre Objekt der Patient ist. Die andere Seite ist der Profit. Aber die Behandlung sollte keine Frage des Profits sein, sondern sie sollte lauten: Wie können wir die Lebensqualität des Patienten steigern? Es ist an der Zeit, etwas Neues einzuführen: Frag den Patienten. Was will er?

Wir sind in einer Situation, in der Millionen Menschen keine gute Lebensqualität haben. Obwohl die Möglichkeit besteht, sie ihnen zu geben, und das zu angemessenen Kosten. Wenn wir nach Südamerika, Indien oder China schauen, muss man sich dieser Situation bewusst werden.Wir sprechen über Ästhetik – okay. Gleichzeitig gibt es aber eine politische Verantwortung, die Aufmerksamkeit der Gesundheitsversorgung zu leiten. Die Frage der Lebensqualität sollte keine Profitfrage sein. Aber es wird schwierig werden, den Anspruch umzusetzen.

Das ist sehr richtig was Sie sagen. Aber es gibt die Zahl, dass das weltweite Volumen des dentalen
Implantatmarktes 700 Millionen Dollar umfasst. Gibt es eine Möglichkeit, beiden Ansprüchen zu genügen, den des Marktes und den des Patienten?

Ihre Zahl ist noch viel zu niedrig. Es ist eine konfuse Situation, dass Einzelne mit ihren Entscheidungen
die Lebensqualität von vielen bestimmen. Es scheint auch keine kontinuierlichen Bestrebungen zu geben. Natürlich spielen finanzielle Erwägungen in der Gesundheitsversorgung eine Rolle, aber sie sind nur ein Teil von vielen. Und wenn die Amputation von einem Teil des Gesichtes oder des Fingers vorgenommen werden muss, hat die Gesellschaft die Verpflichtung zu handeln. Das geht noch weit über politische Fragen hinaus. Wir müssen auch für die nachkommenden Generationen handeln. Falls aber phantastische Ziele die Oberhand gewinnen, wird es in einer Katastrophe enden. Wir müssen bescheiden sein.

Das Problem ist doch aber, dass die Patienten nicht mit den Professoren kommunizieren. Die Patienten reden mit ihren Zahnärzten, und diese wiederum mit der Industrie. Wie können sie alle zusammenkommen?
Ja, das ist eine gute Zusammenfassung der Situation. Aber wenn man im Gesundheitssystem arbeitet, dann schaut man nicht auf den Bildschirm des Computers, sondern in die Augen des Patienten. Dafür hat man sich entschieden. Die Lebensqualität der Menschen ist ein Spiegelbild der gewährleisteten Gesundheitsversorgung. Patienten sind für uns alle da. Wir brauchen einfache Anwendungen in der Behandlung – darüber handelt das gesamte Symposium.

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