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Mit grossen Themen gestartet: „The Spirit of Bern”

Drei grosse Themenblöcke zu gesellschaftspolitischen Themen unserer Zeit erwarteten die Teilnehmer des ersten Berner Forums am 18. Januar. © OEMUS MEDIA AG
Majang Hartwig-Kramer, OEMUS MEDIA AG

Majang Hartwig-Kramer, OEMUS MEDIA AG

Do. 4 Februar 2016

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BERN – Drei grosse Themenblöcke zu gesellschaftspolitischen Themen unserer Zeit erwarteten die Teilnehmer des ersten Berner Forums „The Spirit of Bern“. Ursprünglich als viertägige Veranstaltung im Herbst vergangenen Jahres geplant, fand am 18. Januar nun, nach einer inhaltlichen und personellen Neustrukturierung des Anlasses, eine redimensionierte Zusammenkunft statt.

Prof. Dr. Daniel Busers Engagement und seinem gesamten Team ist es zu verdanken, dass „The Spirit of Bern“ nun doch zum Leben erweckt wurde. So übernahm die Universität Bern die Trägerschaft des Events, eine Stiftung wurde gegründet, in der fast die ganze bernische Wirtschaft in Form von Gold-, Silber- oder Bronzesponsoren an Bord geholt wurde.

Die Kraft des Dialogs

Nach der Begrüssung der rund 730 Teilnehmer durch den Rektor der Berner Universität, Prof. Dr. Martin Täuber, den Stadtpräsidenten von Bern, Alexander Tschäppät, und dem Stiftungspräsidenten und Leiter des Programmkomitees, Prof. Dr. Daniel Buser, wurde die Diskussion über drängende Probleme des Hier und Jetzt eröffnet.

Äusserst sachkundig und eloquent moderierte Markus Spillmann, bis 2015 Chefredaktor der NZZ, die Themenblöcke Internet und Digitalisierung: Chancen und Risiken, Climate Summit Paris: Resultate und Konklusionen und TTIP: die Schaffung der grössten Freihandelszone der Welt – Implikationen für die Schweiz.

Spillmann oblag es auch, dem Publikum gleich zu Beginn eine gute und eine schlechte Nachricht zu überbringen. Der als US-Digital-Guru geltende Jaron Lanier konnte wegen seines abgelaufenen Passes seine Reise nach Bern nicht antreten, wurde aber später via Skype zugeschaltet. Keine Probleme mit dem Pass hatte dagegen Dr. Rufus Pollock, der spontan für Lanier einsprang und aus London nach Bern kam. Mit seiner Stiftung Open Knowledge setzt sich Pollock für den freien Zugang zu Daten ein. Wir leben im Zeitalter der Information und diese sollten offen für alle sein, so Pollock. „Ist radikal, aber logisch, oder?“, so seine Frage an das Publikum.

Lanier hingegen positioniert sich vehement gegen eine Gratiskultur im Internet. Eine spannenden Diskussion, die die unterschiedlichen Standpunkte aufzeigte. Dem Zuhörer in Bern wurde einmal mehr bewusst, dass es bei den Chancen und Gefahren des Internets keine einfachen Antworten geben kann.

Grenzenloses Internet

Im Anschluss daran beleuchteten Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik verschiedene Aspekte der digitalen Entwicklung. Jeweils sieben Minuten hatten Egon Steinkasserer (Head of Innovations, Swisscom AG – „Welches Know-how benötigen Unternehmen im Zeitalter der Digitalisierung?“), André Golliez (Präsident von opendata Schweiz – „Open Knowledge – der Zugang zum Wissen als Menschenrecht“), Dr. sc. Matthias Stürmer (Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit, Uni Bern – „Digitale Nachhaltigkeit – ein Konzept für die Wissenschaftsgesellschaft der Zukunft“), PD Dr. Mira Burri (World Trade Institute, Uni Bern – „The Internet as a Gouvernance Challenge“) und Balthasar Glättli (Nationalrat Grüne Partei Schweiz – „Privatisierung der Öffentlichkeit und der Märkte? Eine offene Gesellschaft braucht eine öffentliche digitale Infrastruktur“) Zeit, um sich mit ihren Ansichten zu präsentieren. Die vorgetragenen Statements boten hinreichend Stoff für die nachfolgende Gesprächsrunde.

Das Thema des ersten Blocks liess die Gäste auch in der folgenden Kaffeepause nicht los – viele Gespräche wurden über das Gehörte und die eigene Position zu den aufgeworfenen Fragen geführt.

Die reale Welt

Im zweiten Themenblock widmete sich „The Spirit of Bern“ einem letztlich existenziellen globalen Problem: dem Klimawandel. Einer der weltweit führenden Klimaforscher und langjähriges Mitglied im Weltklimarat IPCC informierte die Anwesenden über die Ergebnisse des Pariser Klimagipfels. Prof. Dr. Thomas Stöcker war die Begeisterung über die dort erzielten Vereinbarungen anzumerken. Seine abschliessende Bitte an die Schweizer war, die Klimarelevanz bei allen Abstimmungen im Blickfeld zu behalten und bei Entscheidungen mit zu berücksichtigen.

TTIP und die Schweiz

Prof. Dr. Joe François, ausgewiesener Experte für internationalen Handel und Leiter des World Trade Institute, bot in seinem Vortrag „TTIP an the Rest – implications for countries outside TTIP“ Zahlen und Fakten, denn auch für die Schweizer Wirtschaft steht viel auf dem Spiel. Für Firmen ohne Anschluss an das Abkommen zwischen der USA und der EU drohen enorme Nachteile auf dem dynamischen US-Markt.

Für die anschliessende Gesprächsrunde gelang es dem Veranstalter, eine respektable Gästeliste zusammenzustellen. An dem Podiumsgespräch, bei dem es um Vor- und Nachteile, die Informationspolitik und den Stand der Verhandlungen zu TTIP ging, nahmen neben Prof. Dr. François auch Richard Jones, EU Botschafter in der Schweiz, Susan Danger, Managing Director, American Chamber of Commerce to the EU, Otto Lampe, Botschafter der BRD, und Alan Bowman, Deputy Head of Mission of Canada's Mission to the EU in Brüssel, teil.

Thematisiert wurde im Laufe des Gesprächs auch die Positionierung der Schweiz zu diesem bevorstehenden Freihandelsabkommen. Hierzu wurden die Runde erweitert – Dr. Didier Chambovey, Botschafter am SECO, Uwe E. Jocham, Direktionspräsident der CSL Behring AG in Bern, und Andreas Egli vom Bundesamt für Landwirtschaft sahen unisono Informations- und Handlungsbedarf für die Schweizer Verantwortlichen. Eines ist jetzt schon sicher: Sollte es zum Abschluss des Freihandelsabkommens USA/EU kommen, hätte das für die de facto unbeteiligte Schweiz beträchtliche Auswirkungen.

Fazit und Ausblick

„The Spirit of Bern“ ist in Bern angekommen, die ersten Schritte sind gemacht. Jetzt gilt es, dem „Baby“ das Laufen beizubringen. Dass das Organisationsteam um Prof. Dr. Daniel Buser dazu eine gute Wahl ist, belegt die erste Auflage der Veranstaltung. Inwieweit sich ein solches Forum trägt, hängt von vielen Faktoren ab. Themen, über die es zu informieren, zu streiten und nachzudenken lohnt, gibt es reichlich. Drücken wir den „Machern“ des Diskussionsforums die Daumen, dass die Neuauflage am 30. Januar 2017 den 2016 geweckten Erwartungen gerecht werden wird.

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