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Studie enthüllt: Jedes fünfte Schulkind hatte bereits Corona

Knapp 20 Prozent aller Kinder haben bis April 2021 Antikörper gegen das neue Coronavirus gebildet. © Ciao Corona
UZH

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Mo. 13 September 2021

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ZÜRICH - Die Universität Zürich hat zum dritten Mal 2'500 Zürcher Schulkinder getestet. Dabei zeigt sich: Knapp 20 Prozent aller Kinder haben bis April 2021 Antikörper gegen das neue Coronavirus gebildet.

Zwei Drittel der infizierten Kinder und Jugendlichen bleiben symptomlos. Bei 80 Prozent der infizierten Schülerinnen und Schüler bleiben die Antikörper mindestens 6 Monate erhalten. 2 Prozent der Infizierten berichten über Symptome, die mit Long-COVID vereinbar sind.

Die Studie «Ciao Corona» der Universität Zürich hat zum dritten Mal 2’500 Kinder aus 275 Klassen und 55 Schulen auf Antikörper gegen das neue Coronavirus getestet. Antikörper im Blut sind der Beleg für eine durchgemachte Infektion. Die grosse Mehrheit der Schülerinnen und Schüler machte bei allen Testrunden (Sommer 2020, Herbst 2020, Frühling 2021) mit. Das erlaubt einen aussagekräftigen Langzeitvergleich.

Proportionaler Anstieg der Infektionen auch bei Kindern

Seit Juni 2020 stieg der Anteil Kinder, die eine Infektion durchgemacht und Antikörper entwickelt haben, von 2 auf 19 Prozent. Die Infektionsrate ist damit vergleichbar mit jener der Eltern und des Schulpersonals. Es zeigen sich keine wesentlichen Alters- oder Geschlechtsunterschiede, ausser dass die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe etwas weniger betroffen waren.

80 Prozent behielten Antikörper über 6 Monate

Erfreulicherweise hat eine Mehrzahl der Kinder ihre Antikörper seit der Herbstmessung und damit über mindestens 6 Monate behalten. Bei rund 20 Prozent der infizierten Kinder waren keine Antikörper mehr nachweisbar. Dieser Rückgang ist vergleichbar mit jenem bei Erwachsenen. «Es ist möglich, dass Kinder mit durchgemachter Infektion trotz fehlender Antikörper durch andere Abwehrmechanismen des Körpers wie T-Zellen vor einer Wiederansteckung geschützt sind», erklärt Susi Kriemler, Studienleiterin und Prof. der UZH. Noch ist unklar, wie lange die natürliche Immunität anhält.

Clustering von Ansteckungen wächst proportional

In der ersten Testphase (Sommer 2020) gab es im Schnitt bei 2 von 100 Klassen eine Häufung von Infektionen (3 oder mehr Infizierte pro Klasse). In der zweiten Testphase (Herbst 2020) gab es bei 6 von 100 Klassen ein solches sogenanntes Clustering. Bei der jüngsten Testphase (Frühling 2021) stieg der Wert auf 20 von 100 Klassen. Dieser Anstieg ist ungefähr proportional zum gesamthaften Anstieg der durchgemachten Infektionen. Es muss noch untersucht werden, ob die Infektionen gleichzeitig oder nacheinander stattfanden.

Wenig Symptome vereinbar mit Long-COVID

Seit dem Herbst 2020 zeigten 4 Prozent der Kinder mit positivem Antikörpertest Symptome, die mit Long-COVID vereinbar sind (Symptome über 3 Monate oder länger). Auch bei den Kindern ohne Antikörper gegen SARS-CoV-2 machten jedoch 2 Prozent Angaben zu Langzeitsymptomen. Für längerdauernde Symptome können also auch andere Gründe verantwortlich sein. Es ist deshalb davon auszugehen, dass etwa 2 Prozent der infizierten Kinder Langzeitsymptome zeigen, die mit COVID-19 in Zusammenhang stehen können. Keines der untersuchten Kinder war im Verlauf der Erkrankung hospitalisiert.

«Ciao Corona»-Resultate stützen Massnahmen

Die Gesundheits- und Bildungsinstitutionen gewichten das Recht auf Gesundheit und Bildung und die Gefahr von psychischen und sozialen Ungleichheiten hoch und empfehlen daher nach wie vor, ein Paket von Massnahmen im Schulsetting anzuwenden. Eine einzelne Massnahme bringt wenig, aber die Kombination von Massnahmen wirkt sich additiv und synergistisch aus. Zudem stützen die schulbasierten kantonalen, sorgfältig aufgearbeiteten Zahlen des Contact Tracings die Richtlinie, die Quarantänemassnahmen auf einzelne Klassen und Schulen zu beschränken, anstatt Schulen generell zu schliessen.

Ciao Corona: Studie und Testablauf

Die Studie «Ciao Corona» der Universität Zürich erforscht mit einem Langzeit-Monitoring der Antikörper-Entwicklung, wie sich SARS-CoV-2 unter Schülerinnen und Schülern ausbreitet. Die Forschenden untersuchen, inwiefern Schulstruktur und präventive Massnahmen die Verbreitung beeinflussen, ob nach einer Infektion ein Schutz vor einer erneuten Ansteckung besteht und, falls ja, wie lange dieser anhält. Sie gewinnen neue Erkenntnisse über die Symptome der SARS-CoV-2-betroffenen Kinder.

Bei den Tests wird Venenblut von ca. 2'500 Schulkindern und Jugendlichen im Alter von 7 bis 17 Jahren an 55 zufällig ausgewählten Schulen im Kanton Zürich in bisher drei Phasen auf Antikörper getestet: Im Juni/Juli 2020, im Oktober/November 2020 und im März/April 2021. Via Online-Fragebogen beantworten die getesteten Personen zudem alle zwei Monate Fragen zu Symptomen, Gesundheitszustand, präventivem Verhalten, Lebensstil und Lebensqualität. Die Teilnahme ist freiwillig.
www.ciao-corona.ch

Einen Eindruck über den konkreten Ablauf der Studie vermittelt das YouTube-Video
Ciao Corona – Die grosse Schulstudie

Corona Immunitas: Schweizweites Forschungsprogramm der Swiss School of Public Health

«Ciao Corona» ist Teil des schweizweiten Forschungsprogramms Corona Immunitas der Swiss School of Public Health (SSPH+). Corona Immunitas ist ein wissenschaftliches Programm zur Bestimmung der Ausbreitung und des Einflusses des Coronavirus in der Schweiz. Es liefert verlässliche epidemiologische Daten als Entscheidungsgrundlage für verhältnismässige und wirkungsvolle Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung.

www.corona-immunitas.ch
www.ssphplus.ch

 

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