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Zusammenhang zwischen Amalgam und Alzheimer-Erkrankung?

Die Krankheit Alzheimer ist nach ihrem Entdecker Alois Alzheimer benannt und wurde bereits 1906 erstmals beschrieben. Sie wird durch einen fortschreitenden Verlust von Zellen im Gehirn ausgelöst. Laut Forschern könnte der Prozess des Zellenabsterbens durch Quecksilber im Körper beschleunigt werden. (Foto: Creatista)
Yvonne Bachmann, DTI

Yvonne Bachmann, DTI

Mi. 24 November 2010

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FRANKFURT/ODER - Ein Forscherteam deutscher und amerikanischer Universitäten ist zu dem Schluss gekommen, dass Menschen mit Amalgamfüllungen ein höheres Risiko in sich tragen, an Alzheimer-Demenz zu erkranken, als andere. Grund dafür ist das giftige Quecksilber, das in den Organismus gerät und den Prozess des Zellenabsterbens beschleunigt.

Die Diskussion um die Verwendung von Amalgam als Zahnfüllung gibt es in Deutschland seit geraumer Zeit. Während in Schweden seit 2009 ein generelles Amalgamverbot für Zahnfüllungen und andere Produkte gilt und in Norwegen und Dänemark ebenfalls keine Zahnfüllungen mit Amalgam erlaubt sind, gibt es in Deutschland keine gesetzlichen Bestimmungen für ein Verbot. So weigern sich die Krankenkassen größtenteils, die Mehrkosten für alternative Füllungsmaterialien zu zahlen. Doch nun gibt es erneut einen Anlass, ein grundsätzliches Verbot von Amalgam als Zahnfüllung zu diskutieren, denn Forscher haben herausgefunden, dass Quecksilber eine Ursache für die Erkrankung an Alzheimer-Demenz sein kann.

Forscher der Europa-Universität Viadrina in Fankfurt, der Universitätsklinik Freiburg sowie dem Samueli Institut (Virginia, USA) und der Northeastern University (Boston, USA) haben eine systematische Literaturübersicht – eine Bewertung der bisherigen Forschungsergebnisse – angefertigt und sind zu dem Schluss gekommen, dass man auf Amalgam-Füllungen verzichten sollte. „Die Gefahr ist zu groß. Es wäre nicht sehr klug, das Material weiter einzusetzen“, sagt Prof. Dr. Dr. phil. Harald Walach, Professor für Forschungsmethodik, komplementäre Medizin und Heilkunde an der Viadrina-Universität Frankfurt, im Gespräch mit der Dental Tribune Online. Walach, der die Idee zur Literaturübersicht hatte, sichtete mit anderen Forschern über Jahre Literatur zum Thema Quecksilber und dem möglichen Zusammenhang mit einer Alzheimer-Erkrankung. Die Ergebnisse wurden in der November-Ausgabe des Journal of Alzheimer’s Disease publiziert.

Die Form des Quecksilbers, die untersucht wurde, ist das metallische Quecksilber, das zum Beispiel kontinuierlich von Amalgamfüllungen ausdampft wird. Dieser Zahnersatz enthält 50 Prozent Quecksilber. Menschen mit solchen Füllungen nehmen etwa 1-22 Mikrogramm Quecksilber pro Tag auf. Das ist mehr als zehnmal so viel als durch regelmäßiges Essen von Fisch aufgenommen wird. Das meiste davon wird in den Körper und in das Gehirn aufgenommen und verbleibt dort, heißt es in einer Presseerklärung der Europa-Universität Viadrina. Darin heißt es zudem, Richard Deth, einer der Koautoren der Literaturübersicht, habe ein Modell vorgestellt, in dem die Wirkungsweisen von Quecksilber mit den wichtigsten Zeichen der Alzheimer Erkrankung kausal verknüpft werden. „Quecksilber bindet sich fest an Selen. Selenhaltige Proteine gehören zu einer Klasse von Molekülen, die der Körper verwendet, um Schaden, der durch Stoffwechselprozesse im Gehirn entsteht, den sogenannten oxidativen Stress, abzufangen. Dieser führt zu Alterung und schließlich zum Tod der Zelle. Wenn Quecksilber sich an Selen bindet, werden diese Prozesse beschleunigt“, lautet es in der Erklärung weiter.

Die experimentelle Forschung an Tieren und Zellmodellen kann alle Zeichen der Alzheimer Demenz reproduzieren. Studien über niedrig dosierte Exposition - etwa bei Zahnärzten - zeigen, dass Quecksilber zu kognitiven Einbußen führt. Allerdings fehlen gute Langzeitstudien. „Auch wenn es in der Übersicht keine wasserdichten Belege gibt, so verfügen wir doch über genügend Wissen, um von einer weiteren Verwendung von Amalgam und somit anorganischem Quecksilber als Füllungsmaterial abzuraten“, sagt Walach.

„Sollte Quecksilber tatsächlich zu kognitiven Einbußen führen, könnte Amalgam auch die Ursache für weitere neurologische Störungen wie beispielsweise Parkinson sein“, erklärt Walach zudem. Die Forscher der vier Universitäten sind sich einig und fordern nicht nur den Verzicht auf Amalgamfüllungen, sondern das komplette Entfernen von anorganischem, metallischem Quecksilber aus den ökologischen Kreisläufen des Menschen.

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