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«Digital Trends Survey»: Ärzte nicht durch Computer ersetzbar

Generell stuft die Ärzteschaft den Faktor Mensch als wichtig für den Behandlungserfolg ein, der nicht durch künstliche Intelligenz zu ersetzen ist. © arleksey - Shutterstock.com
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Mo. 6 Dezember 2021

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BERN - Die FMH hat 2021 zum zweiten Mal den «Digital Trends Survey» durchgeführt. Dieser zeigt Nutzungsmuster, Anwendungsverbreitung und die Einstellungen der Ärzteschaft und der Bevölkerung hinsichtlich verschiedener digitaler Anwendungen in der ambulanten Gesundheitsversorgung auf.

Der Schwerpunkt der diesjährigen Umfrage lag auf digitalen Gesundheitsanwendungen «während der Behandlung» – auch die COVID-19-Pandemie wurde thematisiert – während sich die Umfrage 2019 mit den Anwendungen «vor der Behandlung» beschäftigt hatte. Diese Erkenntnisse dienen der FMH sowie anderen Akteuren im Gesundheitswesen, den zukünftigen Kurs des digitalen Wandels nutzenorientiert und auf Basis von soliden Fakten zu begleiten und mitzugestalten.

Zwischen Oktober und November 2020 sind im Auftrag der FMH 507 ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte und 2.096 Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz zu digitalen Trends in der ambulanten Gesundheitsversorgung «während der Behandlung» befragt worden. Damit durchleuchtet der «Digital Trends Survey 2021» die Bedürfnisse und die Erwartungen der Bevölkerung und der Ärzteschaft hinsichtlich dieser digitalen Trends.

COVID-19-Pandemie macht Handlungsbedarf sichtbar

Die Ärzteschaft und die Schweizer Bevölkerung sind davon überzeugt, dass es wichtig ist, die Möglichkeiten der digitalen Gesundheitsversorgung zu nutzen. In puncto Anwendung der digitalen Möglichkeiten sieht die Ärzteschaft allerdings Nachholbedarf. Ein Viertel der befragten Ärztinnen und Ärzte sind der Meinung, das gegenwärtige Potential der digitalen Gesundheitsversorgung auszuschöpfen, 2019 waren es noch mehr als doppelt so viele. Ein möglicher Auslöser für diesen Meinungswechsel ist die COVID-19-Pandemie, welche die Schwierigkeiten beim Datenaustausch zwischen den verschiedenen Stakeholdern (z. B. Gesundheitsfachpersonen, Behörden) klar aufgezeigt hat. Handlungsbedarf sehen alle Befragten in der Verbesserung der Verfügbarkeit und der Qualität der für die COVID-19-Pandemie relevanten digitalen Daten. Trotz des Einsatzes von elektronischen Krankengeschichten in Arztpraxen, ist der Austausch von pandemie-relevanten Daten mit hohem administrativem Aufwand verbunden und führt oftmals zu einer doppelten Buchführung bei den Ärztinnen und Ärzten, deren Kosten nicht gedeckt sind.

Computer können Ärzte nicht ersetzen

Digitale Gesundheitsanwendungen gibt es viele. Welchen Nutzen aber sehen Ärztinnen und Ärzte sowie die Schweizer Bevölkerung in digitalen Gesundheitsanwendungen? Sehr geschätzt werden digitale Angebote, die administrative Prozesse vereinfachen. Hingegen ist das Interesse an digitalen Anwendungen, welche die ärztliche Kernleistung vollständig ersetzen sollen, gering. Dazu gehören der automatisierte Therapieentscheid durch ein intelligentes Computersystem oder Selbstuntersuchungsgeräte für Patientinnen und Patienten. Generell stuft die Ärzteschaft den Faktor Mensch als wichtig für den Behandlungserfolg ein, der nicht durch künstliche Intelligenz zu ersetzen ist. Auch Patientinnen und Patienten ist der persönliche Kontakt mit ihren Ärztinnen und Ärzten wichtig. So sagen 75 2/2 Prozent, dass die Digitalisierung mehr Zeit für die persönliche Behandlung durch die Ärztin schaffen soll. Gleichzeitig ist die Bevölkerung aufgeschlossen gegenüber hybriden Vorgehensweisen, bestehend aus konventionellen Methoden in Kombination mit digitalen Entscheidungshilfen.

Digital Health Gap im Alter

In der Schweiz sind ältere Menschen sehr offen für digitale Möglichkeiten zur Dokumentation und zum Austausch mit Gesundheitsfachpersonen. Allerdings sind sie zurückhaltender, wenn es um den Einsatz von computergestützten Entscheidungshilfen oder digitalen Behandlungspfaden geht. Im Gegensatz dazu wünschen sich die Jüngeren nur noch knapp mehrheitlich den persönlichen Arztkontakt, fordern deutlich den Einsatz von computergestützten Entscheidungshilfen und können sich in vielen Bereichen eine digitale «Patient Journey» vorstellen.

Aktive Rolle der Ärzteschaft ist entscheidend für die Akzeptanz des elektronischen Patientendossiers

Die Offenheit der Bevölkerung für digitale Möglichkeiten zur Dokumentation und zum Austausch mit Gesundheitsfachpersonen zeigt sich auch in ihrer Bereitschaft ein elektronisches Patientendossier (EPD) zu eröffnen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist weiterhin daran interessiert, eines zu eröffnen. Auch ist die Bevölkerung mit der Leistung der Hausärztinnen und Hausärzte sehr zufrieden. Nur für ein Fünftel der Einwohnerinnen und Einwohner wäre es ein Grund, die Hausarztpraxis zu wechseln, wenn diese kein EPD anbieten würde. Die Bevölkerung vertraut der Hausärzteschaft, dass sie sorgfältig und vertrauensvoll mit ihren Daten umgeht und betrachtet sie als zuverlässigen Berater. Deswegen ist es für eine erfolgreiche Verbreitung des EPDs wichtig, dass die Ärztinnen und Ärzte eine aktivere Rolle einnehmen können, um das EPD mitzugestalten und sich für ein nutzbringendes EPD für Patienten und Ärzteschaft einzusetzen. Hierfür sollten sie als wichtige Stakeholder bei Entscheiden seitens Politik, Behörden und Kantonen einbezogen werden.

Weiterführende Informationen
Digital Trends Survey 2021: Verena Pfeiffer, Reinhold Sojer, Schweizerische Ärztezeitung Nr. 37, 15. September 2021
Vollständiger Bericht zum Digital Trends Survey 2021 auf www.fmh.ch

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