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Diskussion um obligatorische Zahnversicherung

Eigenverantwortung oder staatliche Vollversorgung? © fotomek - Fotolia.com
Tagesanzeiger

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Do. 10 April 2014

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LAUSANNE – Die Schweizer haben 2011 für zahnärztliche Behandlungen 3,8 Milliarden Franken ausgegeben, wobei 3,4 Milliarden aus der eigenen Geldbörse stammten. Im Kanton Waadt könnte sich diese Finanzierung nun ändern. Eine Volksinitiative will die obligatorische Zahnpflegeversicherung einführen.

Die Schweizer haben 2011 für zahnärztliche Behandlungen beachtenswerte 3,8 Milliarden Franken ausgegeben, wobei 3,4 Milliarden aus der eigenen Geldbörse stammten. Lediglich 400 Millionen CHF trugen öffentliche oder private Versicherungen bei, so die aktuellsten Zahlen des Bundesamts für Statistik.

Im Kanton Waadt soll sich diese Finanzierung nun möglicherweise ändern. Mit einer kantonalen Volksinitiative wollen Linke, Grüne und Gewerkschaften eine obligatorische Zahnpflegeversicherung einführen. Funktionieren soll das über den direkten Lohnabzug. Rein ästhetische Eingriffe würde die Versicherung nicht übernehmen, sämtliche zahnärztliche Behandlungen aber abdecken. Die Anreger dieser Initiative rechnen mit jährlichen Kosten von bis zu 350 Millionen Franken, welche die Versicherung übernehmen müsste. Als Vorbild wird der Nachbar Deutschland ins Gespräch gebracht, wo die Krankenkassen für Zahnarztkosten aufkommen.

„Wir haben im internationalen Vergleich eine der besten Präventionen und einen sehr guten Zustand der Zähne“, sagt die Aargauer CVP-Nationalrätin Ruth Humbel. Grund dafür sei ohne Zweifel die Tatsache,dass der Patient die Rechnungen selbst bezahlen muss. Prävention beginnt schon im Kindesalter und das Bewusstsein für zu pflegende Zähne wird frühzeitig geschärft. Dieses „gute Konzept wäre mit einer obligatorischen Versicherung gefährdet“, so Humbel. Ähnlich argumentiert der Zürcher FDP-Ständerat Felix Gutzwiller. Er stellt fest, dass die Schweizer in puncto zahnmedizinischer Prophylaxe gut aufgestellt sind. „Empirische Studien zeigen jedoch, dass dieses Niveau sinkt, wenn die Behandlungen öffentlich finanziert werden“, sagt der Präventivmediziner. Er setzt auf „Selbstverantwortung statt auf staatliche Zwangsversicherung“.

Ablehnend steht der Zürcher SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi den Plänen zu einer obligatorischen Zahnversicherung gegenüber. Kostenbeteiligung sensibilisiert und fördert die Eigenverantwortung. „Dass die Leute selber bezahlen müssen, hält überbordende Behandlungen in Grenzen“, sagt Bortoluzzi. Wer sich Zahnbehandlungen vergüten lassen wolle, könne dies über freiwillige Zusatzversicherungen bereits heute tun. Leute mit kleinem Einkommen würden profitieren.

Bedenken gegen eine landesweite Versicherung für Zahnbehandlun- gen äussert sogar die Basler SP-Nationalrätin Silvia Schenker, denn „für eine nationale Lösung wäre der Schritt wohl noch zu gross“. Der Vorschlag jedoch gehe in die richtige Richtung. „Vor allem für Leute mit kleineren Einkommen verursachen Zahnarztkosten häufig Probleme, und es besteht die Gefahr, dass sie aus Kostengründen auf eigentlich nötige Behandlungen verzichten“, ist sie überzeugt. Es sei daher zu begrüssen, dass ein solches Projekt zunächst auf kantonaler Ebene lanciert werde. Und der Kanton Waadt sei ja bekannt für seine innovativen Ansätze in der Sozial- und Krankenversicherung.

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