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Erfolgreicher SSE-Jahreskongress in Zürich

«Challenges in Endo» lautete das diesjährige Motto des SSE-Kongresses. © OEMUS MEDIA AG
Dr. med. dent. Marcus Makowski

Dr. med. dent. Marcus Makowski

Fr. 31 Januar 2020

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ZÜRICH - Am 17. und 18. Januar 2020 kamen 360 Teilnehmer zum 28. Jahreskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Endodontologie nach Zürich.

Im Züricher TECHNOPARK trafen sich Mitte Januar zahlreiche Endodontologen, um unter dem Motto «Challenges in Endo» über Herausforderungen auf dem Gebiet der Endodontologie zu informieren und zu diskutieren. Erstklassige Referenten aus den USA, den Niederlanden, aus Belgien, Österreich, Deutschland und der Schweiz belegen den internationalen Charakter der Fortbildungsveranstaltung.

Nach der Begrüssung durch Reto Lauper, Präsident SSE, startete – moderiert von PD Dr. Thomas Connert, die zweitägige Zusammenkunft mit den Fachvorträgen. Dr. Adham A. Azim aus Buffalo, NY, war gleich mit zwei Beiträgen vertreten. Im ersten Referat informierte er über Behandlungsstrategien bei sog. Flare-ups in der Endodontologie, die für ihn in der Regel keine Indikation für eine Antibiotikatherapie sind.

Anschliessend sprach Prof. Dr. Hagay Shemesh aus Amsterdam zum Thema «Periapikale chirurgische Behandlungen» und kam zu dem Schluss: «Periapikale Läsionen können wir managen, nicht behandeln!»

Nach der ersten Pause thematisierte Prof. Dr. Paul Lambrechts aus Leuven «Invasiv-zervikale Resorptionen», die primär singulär, gelegentlich aber auch multipel auftreten können und ihren Ausgangspunkt von einer Läsion im zervikalen Bereich nehmen. Oftmals sind bei KFO-Behandlungen zu grosse Kräfte bei Brackett-Therapien der Grund für später auftretende Resorptionen.

Durch den Freitagnachmittag führte SSE-Vorstandsmitglied Dr. Patrick Sequeira Byron, der zunächst Prof. Dr. Kurt Alois Ebeleseder aus Graz das Mikrofon übergab. Er sprach über Diagnostik und Therapie von internen Resorptionen, wobei der Referent aus Österreich den Fokus auf die Präsentation neuer Behandlungsansätze legte.

Den beeindruckendsten Vortrag des ersten Konferenztages hielt Prof. Dr. Azim am Nachmittag. Er sprach über endodontische Mikrochirurgie unter Einsatz des Dentalmikroskops. Seine präzisen Falldarstellungen und Videosequenzen unterstrichen seine Expertise und sein hohes praktisches Können auf diesem schwierigen Gebiet. Er verfeinerte die mikrochirurgischen Endo-Konzepte von Prof. Dr. Syngcuk Kim und Prof. Dr. Bertrand Khayat noch einmal und zeigte Fälle von 9 mm (!) langen retrograden Präparationen bei Zähnen, die aufgrund von Stift- und/oder prothetischen Restaurationen orthograd praktisch nicht zu behandeln wären. Auch das Management durchgehender Knochendefekte im Sinne eines präventiven Knochenerhalts bei endochirurgischen Eingriffen ist beispielhaft und patientenorientiert. Über die kostenlose App Endolit (von Prof. Azim initiiert) können sich Endodontologen und Zahnärzte weltweit miteinander vernetzen und ihren Wissenshorizont erweitern. Fazit: Prof. Azim ist ein Opinionleader der neuen Generation, der frischen Wind in die Endo-Chirurgie bringt und damit das Spektrum der Zahnmedizin wahrlich erweitert.

Am Freitagabend trafen sich die Teilnehmer des SSE-Kongresses zur Get-together-Party im trendigen Restaurant Lasalle und konnten in lockerer Atmosphäre den ersten Kongresstag ausklingen lassen.

Am Samstagmorgen begrüsste PD Dr. Klaus Neuhaus (Präsident Wissenschaftliches Komitee der SSE) die Anwesenden und stellte die Referenten kurz vor. Dr. Beat Suter (Bern) schilderte aus Sicht des Privatpraktikers die Schwierigkeiten, die eine frühe Diagnostik einer präeruptiven Resorption (aber auch anderer resorptiver externer Veränderungen) gegenüber einer Initialkaries aufweisen. Oftmals war es bei vielen der gezeigten Fälle erst rückwirkend möglich, bei alten Bitewing-Aufnahmen erste Anzeichen zu finden. Auch die Therapie folgt eher dem klinischen Erscheinungsbild, und in einigen Fällen konnte Dr. Suter überwiesene Endo-Fälle sogar noch durch Füllungstherapie vital erhalten.

Der aus Hamburg angereiste Dr. Martin Brüsehaber sprach anhand gut präsentierter Fallbeispiele nachfolgend über «Diagnostische und therapeutische Aspekte bei Perforationen». In der Therapie ist immer noch das externe Matrixkonzept State of the Art, wobei Dr. Brüsehaber kleine mögliche Variationen auch in der Diskussion erklärte. Sehr wichtig, um einem irreversiblen Knochenverlust gerade in den Furkationen vorzubeugen, ist die möglichst schnelle Deckung von Perforationen durch einen geschulten Endo-Spezialisten.

Auf die mikrobiologischen Herausforderungen, die bei jeder Wurzelkanalbehandlung bestehen, machte Prof. Dr. Serge Bouillaguet (Genf) aufmerksam. Selbst bei den uns heute zur Verfügung stehenden modernen DNA-Methoden bleibt die Keimbestimmung im Wurzelkanal eine sehr sensitive und teure Bestimmungsmethode. Deshalb müssen wir Zahnärzte auch das volle Spektrum der Desinfektion unserer Hauptspüllösungen ausnutzen und diese zusätzlich noch aktivieren. Anhand von Enterococcus faecalis zeigte Prof. Bouillaguet wie schwer es ist, diesen Keim zuverlässig abzutöten, aber auch wie schnell die sterilen Instrumente und Materialien bei einer Wurzelbehandlung kontaminiert werden können.

Dr. Daniel Engler-Hamm (München) gab anschliessend Einblicke in das Thema «Paro-Endo-Läsionen und Differenzialdiagnose zu schwerer Parodontitis» aus der Sicht eines parodontal und funktional in den USA ausgebildeten Kollegen, der zudem noch sehr gut implantiert. Mittels spannenden Patientenfällen zeigte Dr. Engler-Hamm dann alle heute existierenden Möglichkeiten exemplarisch auf, endodontisch gut vorbehandelte Zähne auch parodontologisch wieder vollständig nutzen zu können. Natürlich gab es auch Extraktionsfälle mit Sofortimplantation nach Frakturen und eine Prämolarisation nach Endo. Aber auch er als Parodontologe überweist gezielt an seine Endo-Spezialisten, um danach mit systematischen Eingriffen Parodont und Knochen wieder funktionstüchtig zu machen und einen maximalen Zahnerhalt zu garantieren. Richtige und schnelle Indikationsstellung und gute Überweiserpraxis führen hier zu maximalem Benefit der Patienten.

Die SSE-Vizepräsidentin Dr. Monika Marending Soltermann moderierte durch die Samstagnachmittagssektion. «Frühzeitiger Zahnverlust im Jugendalter: prothetische Lösung» lautete das Thema des ersten Beitrages. PD Dr. Daniel Thoma (Zürich) präsentierte Fallbeispiele von jungen Erwachsenen, die nicht implantologisch versorgt werden können, und zeigte seine beeindruckenden Behandlungsergebnisse im Bereich der Prothetik vor allem bei Klebebrücken, um für seine jungen Patienten ästhetisch und funktionell keine Einbussen und guten Ersatz für nicht mehr erhaltungsfähige Frontzähne zu schaffen. Sowohl direkt nach Extraktion mit Ridge Preservation oder Weichgewebsaufbau als auch in der Planung und Umsetzung eines funktionell und ästhetisch zunächst fast unlösbar erscheinenden Falles zeigte der Referent, was heute bei entsprechendem Können zahnmedizinisch machbar ist. Auch in der anschliessenden Diskussion beantwortete Dr. Thoma ausführlich alle Detailfragen.

Den Abschlussbeitrag des SSE-Kongresses lieferte Dr. Juliane Erb. Sie sprach über «Endodontische Probleme im Wechselgebiss». In ihrem Vortrag zeigte die auf Kinder und Jugendliche spezialisierte Kollegin eindrucksvolle Fallbeispiele, wie auch stark zerstörte Michzähne noch erhalten werden können. Immer wieder wies sie auf die Wichtigkeit zur korrekten Indikationsstellung bei direkter Pulpaüberkappung und Pulpotomie im Milchgebiss hin. Dank ihrer Behandlungsbeispiele wurde das Auditorium auf neueste Techniken und klare Materialempfehlungen auch für Wurzelbehandlungen bei Milchzähnen hingewiesen.

Der zweitägige Kongress wurde von einer Dentalausstellung begleitet, auf der folgende Firmen vertreten waren: BDS Dental AG, Coltène/Whaledent AG, Curaden Dentaldepot, DCI Consulting GmbH, DemaDent, Dentsply Sirona Schweiz, EMS, FTC Frey Trading & Consulting Sàrl, Jordi Röntgentechnik, KerrHawe SA, Medcem GmbH, Medirel SA, Micro Mega, Morita, Orcos Medical AG, Pro Dentis, Produits Dentaires, Ryf AG, Ultradent Products GmbH und VDW GmbH.

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